Farbeier auf den Bahamas

Pro-israelische Zeitschrift setzt ihren Feldzug gegen die Hamburger Linke fort

Darf oder muss man Solidarität mit Israel zeigen, wo sind die Grenzlinien zwischen Unterstützung für Israel und Rückendeckung für die USA? Dieser Streit in linken Zirkeln ist wahrlich nicht neu, am Wochenende zeigte er sich in Form einer bizarren Demonstration im Schanzenviertel. Dahinter steckt die kleine Berliner Zeitschrift Bahamas, die der Hamburger Linken Israel-Feindlichkeit unterstellt.

„Flagge zeigen: Für Israel – gegen Old Europe“ war denn auch das Motto der Demo, am Lautsprecherwagen ein Transparent „Keinen Fußbreit den Islamisten“, dahinter 180 Leute mit Fahnen Israels und der USA. Bahamas-Sprecher Justus Wertmüller begründet: „Dies ist die erste kommunistische, pro-israelische Demonstration gegen die Linke, die nicht mit Israel solidarisch ist. Da mussten erst wir aus Berlin in dieses Großstadtkaff Hamburg kommen, damit es eine Aktion für Israel gibt.“

Die Provokation blieb nicht unbeantwortet: Zur Gegendemo versammelten sich denn auch 150 DemonstrantInnen mit Parolen wie „Tod dem Staat Israel“, „USA, Israel, Internationale Völkermordzentrale“. Mehrmals wurden aus den Reihen der GegendemonstrantInnen Farbeier auf die Bahamas-Kundgebung geworfen, mittendrin die Polizei: So ergab sich ein Szenario wie bei einer Nazi-Demo – nur dass hier Pro-Israel-Linke von anderen Linken angriffen wurden. Unter anderem protestierten dort AnhängerInnen der Palästina-Solidarität, von Linksruck und aus dem linken Zentrum B 5.

Die Vorwürfe gegen die Hamburger Linke, sie sei israelfeindlich, werden von Bahamas seit längerem vorgetragen. Sie beziehen darin auch explizit den Sender FSK und die Rote Flora mit ein, deren Schließung sie verlangen. Die Auseinandersetzungen gehen zurück auf den so genannten Fahnenstreit auf der Demo gegen den Nazi-Aufmarsch vor der Wehrmachtsausstellung am 31. Januar dieses Jahres. Dort war es zu einer Schlägerei zwischen Leuten mit Israelfahnen und Mitgliedern aus Antifa-Gruppen gekommen, die die FahnenträgerInnen nicht an der Demo-Spitze mitlaufen lassen wollten. In der linken Szene wird der Fahnenstreit seitdem heftig diskutiert, die Zeck, das Info der Roten Flora, widmete dem Thema zuletzt gar vier Texte. GASTON KIRSCHE