Körbe für Hamburg

Hamburg soll Profi-Basketball bekommen. Mit sportlichen Aufstiegen will man sich nicht aufhalten – Hauptsache, es findet sich ein Investor

Zwei Profiklubs im Fußball, je einen in Handball und Eishockey –Hamburg kann sich diverser populärer wie hochklassiger Sportevents erfreuen. Wenn da dieses Waisenkind nicht wäre. Basketball, die Sportart mit weltweit mehr Einzelverbänden als Fußball und durch die amerikanische Basketball-Liga NBA ein milliardenschweres mediales Zugpferd, hat in der Hansestadt im professionellen Segment kaum Boden unter den Füßen. Das soll sich bald ändern.

„Die Dinge konkretisieren sich“, sagt der Präsident des Hamburger Basketball-Verbandes (HBV), Boris Schmidt, zufrieden. Dann erörtert er realistisch das Prozedere: „Wir brauchen einen solventen Sponsor“, so Schmidt, der gleichzeitig die Größenordnung angibt. Die niedrigsten Etats in der Basketball-Bundesliga (BBL) liegen bei einer Million Euro, Topklub Alba Berlin plant mit einem Budget von sieben Millionen. Schmidt: „Wir müssen dem Standort Hamburg angemessen planen.“ Erste Zielvorgabe wäre ein Etat von zwei Millionen Euro, mittelfristig gehöre ein Hamburger Basketballverein aber in die Play-offs, was mehr Geld erfordere.

BBL-Geschäftsführer, Jan Pommer, bestätigt, dass erste Gespräche mit US-Investoren laufen. „Es würde die Liga aufwerten, wenn Hamburg mit einem Verein vertreten wäre“, sagt Pommer, der an der Elbe gerade wegen des Medienumfeldes einen geeigneten Standort sieht. „Nicht umsonst vergeben wir das Pokal-Final-Four bis 2011 Jahr für Jahr in die Color Line Arena.“ Am Jahresanfang wollen die laut Pommer sehr interessierten Geldgeber sich entscheiden.

Schon 2007 wurde eine Agentur mit der Suche nach einem Investor beauftragt. „Der Hauptsponsor muss zirka eine Million Euro jährlich aufwenden“, beziffert Schmidt die Größenordnung. Wenn das Projekt finanziell in trockenen Tüchern ist, kommen die weiteren Schritte. Ein Hamburger Team erhielte in der Regel nur eine Lizenz, wenn ein anderer Klub zurückzieht. So geschehen zu Beginn dieser Saison bei Bayer Leverkusen, dessen Spielberechtigung nun in den Händen der Giants Düsseldorf liegt. Auch eine so genannte Wild Card, eine Art Freilos, wäre eine Option.

Strippenzieher Schmidt, im Hauptberuf Geschäftsführer der TSG Bergedorf, sieht großes ungenutztes Potenzial für ein Hamburger Profiteam, auch wenn er klarstellt, dass die Installierung nicht die Aufgabe des HBV sein könne. Die Ertragslage der Liga lässt seiner Meinung aber noch viel zu wünschen übrig. „In Deutschland erzielt die NBA europaweit den größten Umsatz mit Merchandising“, rechnet Schmidt vor. „Trotzdem lässt die TV-Präsenz der BBL zu wünschen übrig.“ Eine andere Situation ergäbe sich in der Euroleague, wo Spitzenvereine einen Etat von zwölf Millionen Euro verplanen. Mittelfristig müsse ein Hamburger Klub eben in dieser Liga Platz finden, findet Schmidt.

Der Verbandschef spricht auch das starke Unternehmensumfeld sowie die Top-Kapazität der Color Line Arena an: „Mittelmaß ist hier schwer zu vermitteln, das wollen auch die Firmen nicht.“ Die Halle birgt aber ein Problem: Betreiber Philip Anschutz, US-amerikanischer Milliardär, deutete schon an, dass dort nur zwei Profiteams Platz hätten. Derzeit sind diese Plätze vom HSV Handball und den Hamburg Freezers belegt.

„Das Team könnte auch erst einmal in der Sporthalle vor 5.000 Zuschauern spielen“, sieht Schmidt eine vorläufige Zwischenlösung. Ein weiterer Trumpf für Profi-Basketball in Hamburg wäre das riesige Einzugsgebiet: Richtung Norden ist Basketball-Brachland, südwestlich muss man 100 oder sogar 180 Kilometer fahren, ehe die Bundesligavereine in Bremerhaven oder Oldenburg erreicht sind.MARTIN SONNLEITNER