Mit Schlagstöcken gegen Demonstranten

Polizei löst Protestkundgebungen in Teheran gewaltsam auf. Massive Kritik der iranischen Führung an den USA

TEHERAN ap/dpa/rtr ■ In der iranischen Hauptstadt Teheran haben Polizeikräfte Proteste gegen die konservative geistliche Führung gestern morgen gewaltsam aufgelöst. Bereits die dritte Nacht in Folge hatten hunderte Demonstranten, darunter ein Großteil Studenten, lautstark Demokratie und Freiheit gefordert. In der Nacht zu Freitag hatten sich die Demonstranten in der Nähe der Universität und des Hotels Intercontinental versammelt. „Chamenei, der Verräter, soll hängen!, riefen sie. Tausende Menschen schauten sich die Kundgebungen an, einige klatschten Beifall. Sowohl nahe des Hotels als auch an der Universität ließen viele Bewohner ihre Haustür offen, um den Demonstranten Fluchtmöglichkeiten zu bieten.

Ein großes Aufgebot an Polizisten und radikal-islamischen Milizionären hinderte viele Protestler, näher an das Universitätsgelände zu gelangen. Etwa 500 Anhänger der religiösen Fundamentalisten machten in der Nähe des Hotels auf Motorrädern Jagd auf Demonstranten. Augenzeugen berichteten, die Teilnehmer des Protests seien geschlagen worden.

Die iranische Führung warf gestern den USA erneut vor, hinter den regimekritischen Protesten zu stehen. Der frühere Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani bezeichnete die Demonstranten bei den Freitagsgebeten als „antirevolutionäre Elemente“, die von den USA gefördert würden.

Bereits am Vortag hatte auch das geistliche Oberhaupt Irans, Ajatollah Ali Chamenei, die USA für die jüngsten Proteste verantwortlich gemacht. Gleichzeitig hatte Chamenei den Demonstranten indirekt mit harten Maßnahmen gedroht. In einer Fernsehansprache bezog er sich auf die Unruhen im Jahr 1999, als Sicherheitskräfte und Anhänger des Ajatollahs mit harter Hand gegen demonstrierende Studenten vorgegangen waren. Dabei war mindestens ein Student ums Leben gekommen. „Wenn die iranische Nation sich entschließt, sich mit den (gegenwärtigen) Aufrührern zu befassen, wird sie das in der Art des 14. Juli 1999 tun“, sagte Chamenei. „Es darf nicht zugelassen werden, dass eine Gruppe die Gesellschaft und Universitäten vergiftet und dies dann der frommen Jugend zuschreibt.“

Einige Demonstranten kündigten unterdessen an, sie wollten bis zum Jahrestag der Proteste von 1999 im kommenden Monat ihre Aktionen fortsetzen.