berliner tafel
: Auch Helfer brauchen Hilfe

Noch vor zehn Jahren landete das Essen der Wohlstandsbevölkerung im Müll, wenn die gut versorgten Münder schon genügend gestopft waren. Doch zum Glück kamen einige Berlinerinnen und Berliner auf die Idee, nicht benötigte Lebensmittel umzuverteilen. Sie gründeten die Berliner Tafel. Mittlerweile gibt es bundesweit 330 lokale Tafelinitiativen, die 450.000 Menschen mit Nahrungsmitteln versorgen. In Berlin kümmern sich die ehrenamtlichen Helfer tagtäglich um 15.000 Menschen. Auch an zehn Grundschulen wird Essen geliefert. Doch die notwendigen Geldspenden und Sponsoren bleiben zunehmend aus.

Kommentar von MAXIMILIAN HÄGLER

Die Deutschen sind Spendenweltmeister. Immer wenn die Abendnachrichten von Hunger und Tod berichten, greifen die Bürger zum Überweisungszettel. Zu Recht natürlich, denn den meisten Menschen hierzulande geht es ausgezeichnet – Wirtschaftsflaute hin oder her. Die Kühlschränke sind stets gut gefüllt, die medizinische Versorgung ist erstklassig. Beste Voraussetzungen, um mit anderen zu teilen. Sollte man meinen.

Aber auch in Deutschland, bei uns in Berlin gibt es Notlagen und Mangel. Auch hier gibt es Menschen, die darauf angewiesen sind, dass wir teilen. Auch hier gibt es „Ernährungsarmut“, und auch hier gibt es Kinder, die zu Hause nur selten eine warme Mahlzeit bekommen. Und wenn der Herd dann zwei-, dreimal die Woche angeschaltet werden kann, landen Nudeln mit Ketchup oder Reis mit Zimt auf dem Teller, berichtet der Ernährungswissenschaftler Konstantin von Vormann. Natürlich muss in Deutschland niemand verhungern, aber hungern müssen manche Menschen durchaus.

Deshalb: Nicht nur in die Ferne schweifen und Einmalzahlungen leisten, sondern auch das eigene Land, die eigene Stadt im Blick behalten. Denn dass alle hierzulande genug zu essen haben, ist nicht selbstverständlich – ebenso wie die Arbeit der Tafel nicht selbstverständlich ist. Wir sollten die hungernden und fehlernährten Menschen nebenan nicht vergessen. Hilfe brauchen Betroffene und Helfer.