h.g. hollein Paris per Pedes

Die Frau, mit der ich lebe, geht gern zu Fuß. An sich. Anders ist das, wenn sie muss. Etwa, wenn der öffentliche Nahverkehr streikt, wie bei unserem jüngsten Paris-Besuch vor drei Wochen. Anderthalb Stunden strammen Marsches, um vom Montmartre zum Louvre zu gelangen, der dann ebenfalls wg. Streik geschlossen ist, sind nicht unbedingt dazu angetan, der Gefährtin sonniges Gemütssegment zu ihrem dominanten Element zu machen. „Also: was jetzt?“ hieß es bedrohlich. Ich schlug einen romantischen Bummel längs der Seine vor, aber da hatte ich die Rechnung ohne den Zeigefinger der Gefährtin gemacht, der vorwurfsvoll auf eine Blase an ihrer linken Ferse wies. Die Idee, sich auf einem bequemen Stuhl im Jardin du Luxembourg in die Sonne zu setzen, kam schon besser an. Allein, für die drei Kilometer bis dahin bestand die Gefährtin auf einem Taxi. Der Gedanke war allerdings auch schon ein paar anderen gekommen. Zudem hatte eine Million pfiffige Pariser sich schweren Herzens entschlossen, ihre kostbaren Parkplätze aufzugeben und ihr Fortkommen im Individualverkehr zu suchen. So stauten sie sich nun die Avenues hinauf und die Boulevards hinunter. Da wehte aus einem Metro-Schacht das Gerücht herauf, die „4“ sei kurzfristig wieder unterwegs. War sie auch. Nur quoll einem beim Öffnen der Türen bereits das hominide Frachtgut entgegen. Aber: „A bisserl was geht immer.“ Und so lernte ich denn, dass die junge Französin, nachdem man ihr auf den Fuß getreten ist, ein apartes „Aie!“ äußert, wenn sie „Au!“ meint. Und so was ist ja immer gut zu wissen.