Mit dem Kleinwagen zum Mars

Drittes Raumschiff auf dem Weg zum Planeten. An Bord sind mobile Roboterfahrzeuge. Sie sollen ab Januar 2004 nach Wasserspuren suchen und Fotos an die Erde liefern

BERLIN taz ■ Beim Wettlauf zum Mars gibt es einen neuen Konkurrenten: Am Dienstag startete der Marslanderoboter „Spirit“ der US-Raumfahrtagentur Nasa vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida auf seine Reise zum Nachbarplaneten der Erde. Der Start des Roboterfahrzeuges auf einer Delta-2-Rakete verlief problemlos. Er war mehrmals verschoben worden, zuletzt wegen schlechten Wetters.

Mit „Spirit“ an Bord ist inzwischen das dritte Raumschiff zum Mars unterwegs. Vor einer Woche war in Russland der „Mars-Express“ mit dem Landegerät „Beagle“ der europäischen Raumfahrtagentur ESA gestartet. Auch die japanische Sonde „Nozomi“ ist auf dem Weg zum Mars. Ende Juni will die Nasa das Roboterfahrzeug „Opportunity“ zum Roten Planeten schicken.

Die beiden Roboterfahrzeuge „Spirit“ und „Opportunity“ werden im Januar am Mars eintreffen und sollen von Fallschirmen und Airbags gebremst auf der Oberfläche des Planeten landen. Sie haben jeweils sechs Räder, wiegen 180 Kilogramm und erreichen nahezu die Ausmaße eines Kleinwagens. „Spirit“ soll in dem Gusevkrater südlich des Marsäquators landen, „Opportunity“ in der Äquatorialebene Meridiani Planum auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten.

Im Gegensatz zum feststehenden Landegerät Beagle-2 der ESA, das in erster Linie nach mikrobiologischen Organismen oder Fossilien suchen wird, sollen die beiden mobilen Nasa-Roboterfahrzeuge nach früheren Spuren von Wasser auf dem Mars suchen und die bisher detailliertesten Gesteinsuntersuchungen vornehmen.

Die meisten Wissenschaftler nehmen an, dass der Mars in seiner Frühzeit von Ozeanen bedeckt war und große Flüsse hatte. Sollte das der Fall gewesen sein, so würden die Instrumente der Mars-Roboterfahrzeuge dies dokumentieren – durch den Nachweis von Mineralien, die sich unter Einfluss von Wasser gebildet haben, von mineralischen Ablagerungen oder von Sedimentschichten in früheren Seen oder Ozeanen.

Von dem Gusevkrater, der einen Durchmesser von 170 Kilometern hat, nehmen Wissenschaftler an, dass er einst von Wasser bedeckt war und in einem großen Flusssystem lag. In der Meridiani-Ebene haben Forscher durch Spektralanalysen große Mengen von Hematit aufgespürt, einem eisenoxidhaltigen Mineral, das sich vor allem unter Einfluss von Wasser, manchmal auch durch vulkanische Aktivitäten bildet. Die beiden Landeplätze der Roboterfahrzeuge bieten also gute Voraussetzungen für die Suche nach früherem oder sogar noch vorhandenem unterirdischem Wasser auf dem Mars. Bei der Suche helfen auch zwei in Deutschland entwickelte Spektrometer, die Gesteine analysieren.

Nach dem Absturz von zwei Marssonden 1999, dem Columbia-Unglück zu Anfang dieses Jahres und Berichten über Schlampereien und Bürokratie in der Nasa steht die US-Raumfahrtbehörde nun unter großem Erfolgsdruck. Während ihrer dreimonatigen Lebenszeit sollen die beiden Roboterfahrzeuge bis zu 500 Meter zurücklegen und dabei Panoramaaufnahmen von der Marslandschaft machen. Mit denen hofft die Nasa, Millionen von Raumfahrtfans zu begeistern, ähnlich wie 1997, als das Minifahrzeug „Sojourner“ Landschaftsaufnahmen vom Mars zur Erde funkte. Der Nasa-Raumfahrtwissenschaftschef Ed Weiler versucht allerdings, die Erwartungen herunterzuschrauben. „Bisher sind zwei von drei Marsmissionen gescheitert.“

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