UNO-Mitarbeiter wieder frei

Georgische Regierung erreicht durch Verhandlungen Freilassung von vier Geiseln

ISTANBUL taz ■ Die in Georgien entführten deutschen UN-Mitarbeiter sind wieder frei. Mit ihrem dänischen Kollegen und einem georgischen Dolmetscher wurde sie gestern nach fünf Tagen von ihren Kidnappern ausgesetzt und von georgischen Soldaten in Sicherheit gebracht. Vorausgegangen waren Verhandlungen der georgischen Regierung mit den Entführern, in denen den Kidnappern Straffreiheit angeboten wurde, wenn sie ihre Geiseln unbeschadet freilassen. Die geforderten 1,5 Millionen Dollar Lösegeld sind nach Angaben aus Tiflis nicht gezahlt worden.

Die beiden deutschen UN-Mitarbeiter sind Angehörige der Bundeswehr, die in Georgien an einem Peace-Keeping-Einsatz teilnehmen, in dessen Rahmen ein Waffenstillstand zwischen Georgien und der abtrünnigen Provinz Abchasien überwacht wird. Dieser Konflikt ist eine Hinterlassenschaft der Sowjetunion. Nach der Unabhängigkeit Georgiens fürchtete die Provinz Abchasien um ihre Autonomie und erklärte sich ebenfalls für unabhängig. In den anschließenden Bürgerkrieg griff die russische Armee massiv auf Seiten der Abchasen ein, denen es so gelang, die georgische Bevölkerung aus Abchasien zu vertreiben.

Seit knapp 10 Jahren steht eine GUS-Friedenstruppe in Abchasien, die de facto aus Russen besteht und verhindert, dass Georgien sich die Provinz wieder gewaltsam einverleibt. Die 100 Mann starke UN-Militärmission, darunter sechs Deutsche, soll vor allem die russischen Friedenstruppen überwachen und die Gespräche zwischen der georgischen Regierung und Vertretern der Abchasen moderieren. In der Vergangenheit sind die unbewaffnet im Grenzgebiet zwischen Georgien und Abchasien patrouillierenden UN-Leute mehrmals als Geiseln genommen worden. Die Kidnapper kamen nicht nur aus Abchasien, sondern auch von der georgischen Seite. JÜRGEN GOTTSCHLICH