Familien fühlen sich allein gelassen

Oldenburger Familienforscherin untersucht Kinderwunsch und Realität

taz ■ Die Geburtenrate in Deutschland sinkt – und das obwohl die Menschen sich durchaus Kinder wünschen. Der Grund: Allzu oft fühlen sich Eltern – und solche, die es werden wollen – von der Politik alleine gelassen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Familienwissenschaftlerin Mareike Müller-Burhop, welche sie jetzt im Rahmen einer Ringvorlesung an der Uni Oldenburg vorstellte.

Insgesamt 30 Personen – darunter Verheiratete, Paare, Alleinerziehende – fragte die Doktorandin nach den Bedingungen, die es braucht, damit Menschen sich für ein Leben mit Kindern entscheiden. Dringende Wünsche: die gesetzliche Verpflichtung zu Teilzeit-Angeboten und flexiblere Betreuungsmöglichkeiten. Ganztagsangebote spielten – jedenfalls für die befragten Paare – keine große Rolle, da niemand sich vorstellen konnte, dass beide Elternteile ganztags arbeiten. Aus Solidarität mit Alleinerziehenden sprachen sich die Befragten aber für die Rund-um-die-Uhr-Betreuung aus.

Grundsätzlich fühlten sich die Familien finanziell benachteiligt, so die Oldenburger Forscherin. Kinderlose und Unternehmen sollten nach Ansicht der Befragten stärker zur Kasse gebeten werden, um dadurch die Erziehungsarbeit zu unterstützen. Die Aussagen der Eltern belegten, dass die Familien sehr genau spüren, wie sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, deren „human resources“ sie heranzögen, oft mit hohem persönlichen Preis. „Das ist ein Prozess der Entdemokratisierung“, so das Fazit Müller-Burhops.

In einem Jahr soll die Studie dem Familienministerium vorgelegt werden: Mit konkreten Hausaufgaben für die Politik.Marijke Gerwin