ARBEITSMARKT: DIE SPD PLANT DAS JAHRZEHNT DER HAUSFRAU
: Ab in die stille Reserve

Es geht voran in der Republik – zumindest bei der Bereinigung der Statistiken. 4.000 Arbeitslose weniger gibt es. Sie verabschiedeten sich allerdings größtenteils nicht in Jobs, sondern in die sogenannte „sonstige Nichterwerbstätigkeit“. Darunter sind viele, die sich nicht mehr arbeitslos melden, weil sie keine Leistungen mehr bekommen. Seit Januar wird mehr Partnereinkommen auf die Arbeitslosenhilfe angerechnet. Vor allem Frauen, deren Partner besser verdienen, fallen aus dem Leistungsbezug heraus. Und so sind mittlerweile mehr Männer als Frauen arbeitslos gemeldet – kein Wunder: Frauen wandern in die stille Reserve ab.

Passend dazu findet Florian Gerster, Chef der Bundesanstalt für Arbeit, der Osten brauche keine „Sonderrolle“ mehr zu spielen, da dort ein ähnlich hoher Bevölkerungsanteil wie im Westen arbeite. Die 18 Prozent Arbeitslosigkeit verursachen die Ost-Frauen, die im Gegensatz zu denen im Westen auf dem Arbeitsmarkt rumstehen und die Quote hochdrücken. Auch ein Teil dieser Frauen könnte irgendwann dank Partnereinkommen aus der Stütze fallen und sich frustriert abmelden. Der nächste Bereinigungsschritt. Gleichzeitig gibt es aber die EU-Vorgabe, dass mehr Frauen erwerbstätig sein sollen: Damit man irgendwann noch alle Omis und Opis mitfinanzieren kann. Auch die Regierung macht dafür Werbung und entwickelt die öffentliche Kinderbetreuung weiter. Weil es auch eine Gerechtigkeitsfrage ist, ob man Frauen zu Hause anbindet oder sie zur eigenständigen Existenzsicherung befähigt.

Der Trick, um zu vertuschen, dass Ziel und Realität immer weiter auseinanderdriften, heißt prekäre Beschäftigung. Seit langem steigt zwar der Anteil der Frauen, die arbeiten – aber es ist nur der Teilzeitanteil, der steigt. Der Vollzeitanteil sinkt seit Jahrzehnten. Diesen Trend verstärkt die Regierung nun mit Familien-AGs und Mini-Jobs: sozial kaum abgesichert, garantiert karrierefrei.

Im Agenda 2010-Beschluss der SPD steht, man wolle ein „Jahrzehnt der Familien, der Kinder und der gleichen Chancen der Geschlechter“ ausrufen. Daraus hätte man „Familie, Kinder und Hausfrauen“ machen sollen. Das entspricht eher dem derzeit favorisierten Familienbild. HEIDE OESTREICH