Frauen trommeln für Frauen

Die 1. Internationale Frauenmesse, die heute in Bonn beginnt, soll konkrete Projektarbeit vorstellen und Vernetzung fördern, erklärt Dr. Ros Sachsse-Schadt, eine der Organisatorinnen der Begegnung

Interview Katharina Klöcker

taz: Frau Sachsse-Schadt, heute beginnt in Bonn die 1. Internationale Frauenmesse. Was für eine Idee steckt hinter dieser Veranstaltung?

Sachsse-Schadt: Unsere Grundidee war, dass sich viele unterschiedliche Entwicklungsorganisationen, Hilfswerke und NGOs zum Thema „Frauen und Globalisierung“ gemeinsam in der Öffentlichkeit präsentieren. Daraus hat sich eine spannende und bunte Mischung von großen und kleinen Organisationen ergeben. Koordiniert und veranstaltet wird die Messe vom Internationalen Frauenzentrum Bonn, dem Marie-Schlei-Verein und der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in NRW.

Die Messe findet mitten auf dem Bonner Münsterplatz zur besten Einkaufszeit statt. Öffentlicher geht's nicht, oder?

Das war eines unserer großen Anliegen. Ein Messezelt von rund 600 Quadratmetern im Stadtzentrum lockt viele Menschen an, die sonst nicht unbedingt auf eine solche Veranstaltung gehen würden. Ich denke, dass sehr viele Besucherinnen und Besucher kommen werden.

Warum haben Sie sich gerade für Bonn entschieden?

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist in Bonn, dazu viele Hilfswerke und NGOs. Die alte Bundeshauptstadt ist sozusagen ein entwicklungspolitisches Ballungszentrum. Die Liste der Teilnehmer reicht von amnesty international über den Deutschen Entwicklungsdienst, GTZ oder Kolpingwerk bis hin zu Terre des Femmes und anderen.

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher der Messe?

Die einzelnen Organisationen stellen sich an Messeständen vor, es gibt Informationen, Filme sowie Kleinigkeiten zu essen. Und es treten Frauenbands wie zum Beispiel die „First Ladies“ auf. Dazu werden vier Diskussionspodien stattfinden. Hintergrundinformationen zu geben, Frauen aus Projekten vor Ort berichten zu lassen und Diskussionsmöglichkeiten zu bieten – das war uns sehr wichtig. Ich freue mich auf spannende Gespräche und darauf, Leute kennen zu lernen. So können sich neue Vernetzungen ergeben.

Was erhoffen Sie sich noch von der Messe?

Wir möchten den Bonnern zeigen, dass es gar nicht so schwierig ist, sich selbst in dem ein oder anderen Verein oder Projekt zu engagieren. Die Messe ist ja überschrieben mit „Frauen handeln“, und ich würde mir wünschen, dass viele Leute konkret sehen, wo sie aktiv werden können.

Welche Themen werden an den zwei Tagen diskutiert?

Ein Podium beschäftigt sich etwa mit dem Thema „Frauen in bewaffneten Konflikten“ – ein heftiges Thema. Da wird sehr schnell klar werden, dass Frauen in Kriegsregionen zwischen allen Stühlen sitzen und ständig ins Schussfeld geraten. Frauen sind den unmittelbaren Kriegseinwirkungen ausgesetzt und werden am Wiederaufbau beteiligt, aber sie bleiben ausgeschlossen, wenn es darum geht, ein Land organisatorisch und politisch wieder auf die Beine zu stellen. Das war in Afghanistan und auf dem Balkan so, und das wird auch im Irak wieder so sein.

Was kommt nach der 1. Internationalen Frauenmesse?

Wir haben den Titel ganz bewusst so gewählt, weil wir eine zweite Messe nicht ausschließen. Allerdings sieht die Zukunft des Internationalen Frauenzentrums im Moment alles andere als rosig aus. Unsere laufenden Kosten werden von der Stadt bestritten, doch die Mittel laufen Ende Dezember aus. Und bis jetzt ist noch nicht klar, wie es weiter geht.

Was befürchten Sie konkret?

Dass es angesichts der finanziellen Lage der Stadt sehr schwierig wird. Frauenprojekte rangieren immer weit unten, wenn es um Förderung geht. Frauen haben keine große Lobby, über die Gründe könnte man lang diskutieren. Vielleicht hängt es einfach auch damit zusammen, dass man gewohnt ist, dass Frauen sich schon immer irgendwie durchwurschteln, wenn es schwierig wird. Ich wüsste nicht, dass es in anderen Städten ein vergleichbares Zentrum gäbe, weil wir ein sehr breites Spektrum an Angeboten haben. Das hat allerdings den Nachteil, dass wir nach außen hin kein wirklich scharf umrissenes Profil haben. Da setzt der Rotstift dann umso lieber an. Die Frauenmesse soll zeigen, dass wir durchaus Dinge auf die Beine stellen können, obwohl wir nur eine kleine NGO sind. Wir erhoffen uns von der Messe auch, dass man uns nicht übersieht. Dafür trommeln wir.