Bund unter Gleichgesinnten

Im taz-Café in der Rudi-Dutschke-Straße wurde erstmals Hochzeit gefeiert. Glückwunsche für die taz-LeserInnen Birgit und Andreas Lipka

Sie kannten einander schon länger, doch erst nachdem die beiden beschlossen hatten, nach Berlin zu ziehen, beschlossen sie, hier ihre gemeinsame Zukunft zu planen. Und zu heiraten: Birgit (38) und Andreas (39) Lipka sind nun seit dem 28. 11. dieses Jahres ein Paar – und ihre Hochzeit feierten sie einen Tag später im taz-Café in der Rudi-Dutschke-Straße!

„Wir hatten erst hin und her überlegt, Landgasthof, Ausflugsrestaurant … Wollen wir das eigentlich wirklich?“, erzählt Andreas Lipka, und seine frischgebackene Ehefrau ergänzt: „Wir wollten gerne dort feiern, wo wir uns wirklich wohl fühlen, dort, wo wir auch sonst gerne sind.“ Bis zur endgültigen Wahl des Ortes war es dann im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr weit, denn die Lipkas wohnen in unmittelbarer Nähe des taz-Cafés. „Wir kommen hier regelmäßig hin, man kann in Ruhe sitzen und Zeitung lesen, ohne dass alle zwei Minuten jemand nachfragt, ob man noch etwas bestellen möchte“, erzählt Birgit Lipka, eingefleischte Vegetarierin – wie auch ihr Mann – und schon immer bekennende Anhängerin fair gehandelter Produkte – wie auch ihr Mann.

Sie stammt ursprünglich aus dem Sauerland, er aus Bremen, und beide sind mittlerweile Berlin-Fans. Besonders weil man hier einfach sein könne, wer man ist, ohne dafür schräg angeguckt zu werden: „In kleineren Städten wird von einem ein gewisses Erscheinungsbild erwartet, man ist schnell als Öko-Socke abgestempelt“, erzählt er. Und Birgit Lipka kann insbesondere im taz-Café unglaublich gut entspannen, weil sie sich in diesen vier Wänden endlich einmal unter Gleichgesinnten fühlt.

„Das Hochzeitsmenü hätten wir gerne komplett vegetarisch gehalten, aber der taz-Koch Christoph Esser hat uns dann geraten, wenigstens ein Fleischgericht anzubieten, damit auch alle Gäste wirklich zufrieden sind.“ Und das waren sie dann auch, wie dem gastgebenden Hochzeitspaar von den angereisten Gästen versichert wurde. Die Vorspeisen-Variationen, der Fisch – und ein Kartoffelsalat, von dem Birgit Lipka noch heute schwärmt, wenn sie nur daran denkt: „Christoph Esser hat sich wirklich alle erdenkliche Mühe gegeben.“

Auch für den einzigen Zweifel an der richtigen Wahl des Ortes fand sich eine Lösung: Die nackten Männer und Frauen im oberen Stockwerk des taz-Cafés, autonome Hausbesetzer, versammelt um den ehemaligen großen Tisch der Kommune 1 in Form einer raumgreifenden Fototapete, wurden einfach mit einem Tuch verhüllt, um einer etwaigen Verletzung des ästhetischen Grundgefühls manch angereister älterer Gäste aus den ländlicheren Regionen des Landes vorzubeugen. Rudi Dutschke durfte selbstverständlich hängen bleiben.

Die Gäste waren denn auch mit der Dekoration zufrieden, das sonst modern-sachliche Dekor des Cafés wurde feierlichen Bedürfnissen angepasst. Gleichwohl war auch die taz irgendwie zu Gast bei dieser Hochzeit: „Selbstverständlich haben wir den Gästen auch einiges über die Geschichte der taz und ihre Bedeutung erzählt.“ Ob da als nachträgliches indirektes Hochzeitsgeschenk schon ein paar neue Abos eingegangen sind? MRE