Keine Hilfe mehr für Hurenprojekt

Renommiertes Hilfsprojekt für Prostituierte an der tschechischen Grenze vor dem Aus

BERLIN taz ■ Die ersten Opfer der EU-Osterweiterung sind Frauen und Kinder, die an der deutsch-tschechischen Grenze auf den Strich gehen oder geschickt werden. Das letzte Sozialprojekt, das Prostituierte und Kinder betreut, die dort vor allem deutsche Freier bedienen, soll nicht weiter gefördert werden.

Sozialarbeiterinnen der Organisation Karo, die unter anderem im tschechischen Cheb eine Beratungsstelle betreiben, wurden einige Jahre lang durch die EU und das sächsische Sozialministerium gefördert. Nach zweimaliger Verlängerung der EU-Finanzierung läuft diese Förderung zum Juni dieses Jahres aus. Vom Land Sachsen gibt es für die Arbeit in Tschechien ebenfalls kein Geld mehr. „Die Straßenarbeit in Tschechien ist Sache der tschechischen Republik“, sagte Karltheodor Huttner, Sprecher des sächsischen Sozialministeriums, der taz. „Durch den Beitritt zur EU wird das Gefälle zwischen den Lebensverhältnissen und damit die Prostitution sich dort verringern.“ Das Ministerium hat Karo geraten, ihre Arbeit auf den deutschen Raum und den Bereich Aids-Prävention zu konzentrieren. „Für diesen Bereich wäre eine Förderung denkbar.“

Karo-Projektleiterin Cathrin Schauer dagegen hält die Straßenarbeit in Tschechien für unerlässlich. „Es gibt dort viele deutsche Freier. Ich finde es skandalös, dass Deutschland sich jetzt aus der Affäre zieht.“

Im vergangenen Jahr sorgte Schauers von der Unicef herausgegebene Studie „Kinder auf dem Strich“ für Aufsehen. Tschechiens Ministerpräsident Vladimir Spidla hatte damals Schauers Hinweise auf organisierten Menschenhandel als „unrealistisch“ zurückgewiesen. Mittlerweile sei die Zusammenarbeit mit der tschechischen Seite aber sehr gut, betont Schauer. Die Sozialarbeiterinnen haben noch nicht aufgegeben. Sie wollen sich weiter um finanzielle Förderung bemühen. FRAUKE HINRICHSEN