Sanierer wegsaniert

Manager-Star Neukirchen verlässt mg technologies. Großaktionär Happel vermutete Bilanztrickserei

FRANKFURT taz ■ Zum Abgang bekommt Kajo Neukirchen genau 13,2 Millionen Euro brutto – aber keine Sekretärin, keinen Chauffeur und keinen Dienstwagen. Der angeblich „härteste Sanierer“ Deutschlands und nunmehr ehemalige Vorstandsvorsitzende der mg technologies ag muss sich bescheiden. Alles andere, verkündete Aufsichtsrat Bernhard Walter gestern Vormittag während der Hauptversammlung des Chemie- und Anlagenbaukonzerns in Frankfurt-Höchst, seien Gerüchte.

Die Nachfolgerin der einst vornehm zurückhaltenden Frankfurter Metallgesellschaft hatte sich in den letzten zwei Jahren ein öffentlich ausgetragenes Gerangel zwischen Neukirchen und dem Großaktionär Otto Happel geleistet. Happel warf Neukirchen Bilanzfälschung oder zumindest -schönung vor und verlangte gerichtlich eine Sonderprüfung. Die wird er, so Walter, nun wohl auch so bekommen. Happel hatte seinen Aktienanteil von 10 auf 20 Prozent aufgestockt und zieht als neuer, starker Mann in den Aufsichtsrat ein. Das sei, hieß es, der Grund für den vorzeitigen Abschied von Neukirchen gewesen. Über die Pläne des Großaktionärs Happel, der nun über eine Sperrminorität verfügt, mochte Walter gestern noch nichts berichten. Im Übrigen bestimme der Vorstand die Strategie. Den Vorstand soll künftig der ehemalige Agiv-Manager Udo Stark leiten.

Der Dachverband Kritischer Aktionäre monierte den „Goldenen Handschlag“ für Neukirchen ebenso wie Ämterhäufung im Aufsichtsrat und den Einsatz der skandalumwitterten Frankfurter Finanzprüfungsgesellschaft KPMG. Kleinaktionär Eduard Bernhard fragte außerdem nach Rüstungsbeteiligungen und möglichen Entschädigungszahlungen für ehemalige Zwangsarbeiter, die von der „Perle“ des Konzerns, der Dynamit Nobel, noch geleistet werden müssten. HEIDE PLATEN