Kopf der Bali-Attentäter vor Gericht

Laut Indonesiens Staatsanwaltschaft hat Imam Samudra die Anschläge von Bali geplant, organisiert und ausgeführt

BANGKOK taz ■ Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat gestern vor einem Gericht auf der Insel Bali der Prozess gegen Imam Samudra begonnen. Dem 33-Jährigen, der als mutmaßlicher Kopf der Bali-Attentäter gilt, wird vorgeworfen, terroristische Verbrechen geplant, organisiert und ausgeführt zu haben. Zudem sei er ein Anhänger von Abu Bakar Bashir, der als Chef der islamistischen Terrorgruppe Jemaah Islamiyah (JI) gilt und gegen den derzeit in Jakarta verhandelt wird.

Samudras exakte Verbindung zur JI wird allerdings in der 43-seitigen Anklageschrift nicht erwähnt. Der in Afghanistan in Militärcamps trainierte Computerexperte, dem nach Indonesiens AntiterrogGesetzen die Todesstrafe droht, hatte die Anwesenden im Gericht mit lauten „Gott ist groß“-Rufen begrüßt.

„Der Beschuldigte hat ausgesagt, es gebe einen großen Plan, Krieg gegen die USA zu führen“, führte Chefankläger I Nyoman Dilla aus. Bei den Bombenanschlägen auf Bali waren am 12. Oktober 202 Menschen getötet worden, hauptsächlich ausländische Touristen. Für die rasche Aufklärung nach den Attentaten hatte Indonesien, sonst eher berüchtigt für verschleppte Ermittlungen und eine korrupte Justiz, international viel Lob erhalten. Es wurden aber auch ausländische Experten mit einbezogen. Kritiker werfen der Polizei vor, Hinweise auf andere Verdächtige nicht genügend verfolgt zu haben, um schnelle Erfolge vorweisen zu können. Diesen Umstand machten sich jetzt auch Samudras Anwälte zunutze: Zwar habe ihr Mandant gestanden, die Idee für die Attentate gehabt zu haben. Trotzdem dürften die erst nach den Bali-Attentaten erlassenen Antiterrorgesetze nicht auf ihn angewendet werden, argumentierten sie mit Blick auf die drohende Todesstrafe.

Dass im Prozess Samudras Zugehörigkeit zur Jemaah Islamiyah nicht explizit benannt wird, könnte ein weiterer Knackpunkt sein. Denn die Ermittler hatten den im November 2002 Festgenommenen stets ausdrücklich als mutmaßlichen Kopf der Attentäter und führendes JI-Mitglied bezeichnet.

Samudra soll den Anweisungen von Riduan Isamuddin alias Hambali gefolgt sein, der als mutmaßlicher JI-Operationschef und meistgesuchter Mann Südostasiens gilt. Samudra will jedoch unabhängig gehandelt haben. Er ist der zweite von 30 wegen der Anschläge Verhafteten, der jetzt vor Gericht steht. Sein Prozess wurde auf Donnerstag vertagt, um der Staatsanwaltschaft Zeit zu geben, die Einwände der Verteidigung widerlegen zu können. NICOLA GLASS