Chaotischer Verlauf

Die Belegschaft der Mikroskop-Firma Möller in Wedel setzt Tarifbindung mit einem dreiwöchigen Streik durch

Der Tarifkonflikt beim Medizintechnik-Unternehmen Möller Wedel an der Unterelbe ist beigelegt. Nach drei Wochen Streik nahmen die in der IG Metall Organisierten das Verhandlungsergebnis über einen Anerkennungstarifvertrag mit 98,7 Prozent an. Ab Januar gelten für die 150 Beschäftigten wieder alle Tarifnormen der Metallindustrie. Die Forderung nach einer 40 Stundenwoche ist vom Tisch.

IG Metall Bezirksleiterin Küste, Jutta Blankau, würdigte am Freitag bei Vertragsunterzeichnung vor dem Werkstor das Ergebnis als ein Signal. „Ihr habt nicht nur für euch viel erreicht“, sagte Blankau, „sondern auch für viele andere Beschäftigte in Deutschland.“

In ihrem Konflikt hatten die „MölleranerInnen“ oft mit einer Gemengelage an Zuständigkeiten zu tun. Einerseits mit Möller-Geschäftsführer Martin Schmidt direkt zu verhandeln, anderseits die Schweizer Haag-Streit-Konzernführung zu überzeugen. Als Provokationen empfanden es die Streikenden, als Schmidt in der zweiten Streikwoche den Vorschlag unterbreitete, aus der IG Metall auszutreten und eine Betriebsgewerkschaft nach Schweizer Eidgenössischem Vorbild zu gründen. Erst ein Sondierungsgespräch zwischen Streikleitung und Konzernspitze in Bern brachten die Wende. Die Eigentümer wiesen den Möller-Geschäftsführer an, den Konflikt beizulegen. Schmidt erklärte sich dann bereit, einen Anerkennungstarif zu unterzeichnen, wenn der Streik vor Weihnachten abgebrochen werde. Von dem von der IG Metall angebotenen Projekt „Fit for Future“ wollte Schmidt jedoch nichts wissen. Dies führte wiederum dazu, dass die Haag-Streit-Manager das Ergebnis nicht absegnen wollten. Der versprochene kontinuierliche Verbesserungsprozess sei nicht Gegenstand des Tarifvertrages. Mit dem Verbesserungsprozess sollten durch Belegschaftsbeteiligung Arbeitsabläufe optimiert und Störfaktoren beseitigt werden.

Nun ist telefonisch verabredet worden, den Prozess „Fit for Future“ im Januar direkt zwischen Haag-Streit-Managern, Betriebsrat und IG Metall zu verhandeln. „Das ist ein guter Kompromiss“, sagt Uwe Zabel von der IG Metall-Streikleitung. „Denn damit sind unsere alle Forderungen erfüllt.“

KAI VON APPEN