Spanien plant Ökostrom aus Wellenkraft

Vor der spanischen Atlantikküste soll Europas erstes Wellenkraftwerk entstehen. Wasser treibt Turbinen an, die auf dem Meeresboden stehen. Effizienz von 90 Prozent geplant. Erzeugungskosten sollen günstiger als Windkraft sein

MADRID taz ■ Spanien wird als erstes europäisches Land ein Wellenkraftwerk bauen. Die zweitgrößte Elektrogesellschaft Iberdrola hat beschlossen, zwischen den beiden nordspanischen Städten Bilbao und Santander zehn durch den Wellengang des Atlantiks betriebene Turbinen auf dem Meeresboden zu installieren. Das Pilotprojekt wird von mehreren öffentlichen Stellen unterstützt.

Die Technologie liefert die US-amerikanische Firma Ocean Power Technologies (OPT), die bereits in Hawaii ein Versuchskraftwerk unterhält. Die Energie der Wellen, die im Atlantik bei normalen Wetterbedingungen zwischen einem und fünf Meter hoch sind, soll in einer ersten Phase zehn riesige Bojen heben und senken. Diese treiben durch ihre Auf-und-Abwärts-Bewegung hydraulische Pumpen an, die ihrerseits die Turbinen der Generatoren zum Laufen bringen. Jede Turbine ist in der Lage, 125 Kilowattstunden Strom zu erzeugen. Das entspricht dem, was die erste Generation von Windkrafträdern schaffte. Die gesamte Installation liefert damit 1,25 Megawatt. Das reicht für die Stromversorgung von 1.500 Haushalten. Diese Leistung soll in den kommenden Jahren vervierfacht werden. Dafür wollen die Betreiber die Bojen vergrößern und die Leistung der Turbinen steigern.

Das Wellenkraftwerk gilt als extrem schonend für die Umwelt. Insgesamt brauchen die zehn Masten mit ihren Bojen 2.000 Quadratmeter Meeresboden, eine Seemeile vor der Küste. Das ist wesentlich weniger als der Flächenbedarf anderer Kraftwerke. An der Meeresoberfläche ist nur eine kleine Signalboje zu sehen. Der Rest wird unter Wasser installiert.

Der Wirkungsgrad bei der Energieausbeute liegt laut OPT bei 80 bis 90 Prozent. Verbrennungskraftwerke weisen 30 bis 45 Prozent auf, Solarenergie hat einen Effizienzgrad von 20 bis 30 Prozent. Der Erzeugerpreis pro Kilowattstunde soll bei 3 bis 4 Cent liegen. Bei Windkraft sind es in Spanien 5 bis 6 Cent. Die Anlage kostet 2,7 Millionen Euro. Iberdrola hofft auf EU-Zuschüsse in Höhe von 800.000 Euro.

Auch an anderen Küstenstandorten Europas wird mit Wellenkraft Energie erzeugt. Ingenieure nutzen den Gezeitenhub oder zapfen wie auf der schottischen Insel Islay die Wellenkraft an. Die Pilotanlage dort steht an Land und hat drei Schächte, die ans Wasser reichen. Die Luftmassen, die durch die Wellen in den Schächten bewegt werden, treiben dort die Turbinen an. REINER WANDLER