Kunst am Himmel

Seit Gert Hof 1970 erstmals als Regisseur in Leipzig Theater machte, sorgte er regelmäßig mit seinen Inszenierungen für Aufsehen. „Er ist nie am auf Einfühlung beruhenden bürgerlichen Sentimenttheater interessiert. Sprachzauber und der schöne Schein haben keine Chance“, schrieb die Süddeutsche Zeitung 1997. Neben seinen Theaterinszenierungen veranstaltete Gert Hof verschiedene Aktionen und Performances mit Blixa Bargeld und dem Österreicher Gottfried Helnwein, mit dem ihn eine Art Seelenverwandtschaft verbindet. Außerdem arbeitete er mit den Musikern Nick Cave, Brian Eno oder John Cale zusammen. Seit 1995 kümmert sich Gert Hof um die visuelle Präsentation der Band Rammstein.

In den Neunzigerjahren wurde der Sachse zu einem der international gefragtesten Lichtarchitekten. Seine Feuer-Licht-Laser-Feuerwerk-Installationen schauten sich Millionen Zuschauer in der ganzen Welt an. Seine Inszenierungen reichten von der Performance „Stahlsinfonie“ aus Feuer, Licht und Feuerwerk (mit der Musik von Kraftwerk) im Stahlwerk Neunkirchen bis zur Installation „Entrance to Paradise“ in Sydney oder der Opéra de la Bastille in Paris.

Seit 1999 reist Gert Hof als Art Director seiner Art in Heaven GmbH um den Globus, um im Auftrag potenter Veranstalter und Regierungen seine monumentalen Lichtevents zu kreieren. An der Berliner Siegessäule inszenierte er zusammen mit Mike Oldfield „The Millenium Event“, bei dem manche Kritiker allzu zu viele Parallelen zur Naziästhetik entdeckten.

Parallel schuf er ein weiteres Millenniumsspektakel mit Mikis Theodorakis und Maria Farantouri auf der Akropolis in Athen. Gert Hof war der erste Ausländer, den die Chinesen mit einem Staatsevent – der Beijing Millennium Night – beauftragten. Eine Auswahl seiner Projekte zeigt der demnächst im Göttinger Eichborn Verlag erschienende Bildband „Gert Hof: Obsessions“.

An weiteren Großprojekten herrscht kein Mangel. So wird Gert Hof anlässlich des „Mauerfalls“ in Zypern am 19. Juni ein Event mit Maria Farantouri und Zülfü Livaneli mitgestalten. Am Sonntag inszeniert er den pompösen Abschluss der Dreihundertjahrfeier von St. Petersburg sowie das hundertjährige Jubiläum des Panzerkreuzers „Aurora“, der einst die Startschüsse zur sozialistischen Oktoberrevolution lieferte.

Zu Gert Hofs spektakulärsten Vorhaben dürfte eine monumentale Lichtinstallation an der New Yorker Freiheitsstatue werden, die anlässlich ihrer Wiedereröffnung am 4. Juli 2004, dem Unabhängigkeitstag der USA, umgesetzt werden wird. Gert Hof: „Es ist für die New Yorker gedacht als Event, das nach den Anschlägen auf das World Trade Center Mut machen soll. Mit dem Patriotismus der Amis habe ich kein Problem. Ich liebe Amerika, mich fasziniert der Gedanke der Freiheit.“

Als eines seiner wichtigsten Projekte in der Zukunft bezeichnet Hof die Inszenierung des Mauthausen-Zyklus von Mikis Theodorakis 2004 im ehemaligen KZ Auschwitz. Gesungen werden sollen die Mauthausenlieder u. a. von Sting, Peter Gabriel, Paul McCartney und Jose Carreras. Die Aufführung am Holocaust-Gedenktag soll weltweit übertragen werden. Die Einnahmen sind für die Opfer und zur Restaurierung der KZ-Gedenkstätte Auschwitz gedacht. Über seine Vorstellungen, den Verbrechensort zu beleuchten, verrät Hof bisweilen nur soviel: „Gemessen an dem, was hier passierte, kann man nicht mit Teelichtern arbeiten.“ GUNNAR LEUE