„Erbe bewahren“

Ludo Martens, Autor von „Kabila et la révolution congolaise“, über Kabilisten, Nationalisten und die USA

taz: Ist Ihr Buch ein Propagandawerk?

Ludo Martens: Ich habe es nach meinen eigenen Vorstellungen geschrieben. Das Buch ist eine Analyse des kongolesischen Klassenkampfes, des Unabhängigkeitskampfes, den Kabila auf eine höhere Stufe gehoben hat.

Wird das denn aktuell bleiben? Es verändern sich ja jetzt viele Dinge im Kongo.

Mzee Kabilas Ermordung war ein schwerer Schlag. Die ganze Welt erwartete, dass alles zusammenbricht. Joseph Kabila hatte nur eine Wahl: an die Tür derer zu klopfen, die die Welt beherrschen, die die Aggression gegen Kongo befohlen haben – denn der Kongokrieg ist ein amerikanischer Krieg – und Konzessionen zu machen. Joseph Kabila will alle Kräfte vereinen, die sich um ihn sammeln. Sie nennen sich alle Kabilisten oder Nationalisten. Wenn man die Geschichte des Kongo kennt, weiß man, dass jeder sich irgendwann Nationalist nennt. Also ist es normal, dass es in der Koalition rund um Joseph Kabila große politische Kämpfe gibt.

Überschätzen Sie nicht die Kohärenz von Kabilas Projekt? Manche Kongolesen sagen, Kabila habe sich für Strategie und Ideologie nicht interessiert.

Dieser Mann hatte eine tiefe Überzeugung. Seine Schwäche war im organisatorischen Bereich. Er hatte nie die Gelegenheit, eine politische Organisation zu gründen, die den Namen verdient. Aber er hat bei vielen Intellektuellen eine Erweckung herbeigeführt. Die Frage ist, ob genug von ihnen seine Botschaft verstanden haben.

Sie nennen Kabila einen Nationalisten. Aber laut UN wirtschafteten hohe Amtsträger in die eigene Tasche.

Die Anschuldigungen sind grotesk und unakzeptabel. Jedes angegriffene Land hat das Recht, seine Bodenschätze zu benutzen, um seine Verteidigung zu organisieren. Es gibt auch Anschuldigungen wegen persönlicher Bereicherung. Das geht die UN gar nichts an. INTERVIEW: F. M.