O-Ton: Stimmen aus dem Kongo

„Wir gleiten vom der Entartung ins Grab.“ Muepu Muamba, in Frankfurt lebender kongolesischer Dichter, ist mit seinem Aufsatz „An die Opfer der Mittelmäßigkeit“ einer der Autoren einer umfangreichen Sammlung neuer Essays aus und über Kongo, Ruanda und Burundi. Von Darstellungen vergessener Kolonialschriftsteller und Missionare aus Belgien bis zu Betrachtungen über die Nachwirkung Mobutus oder die Verkommenheit mancher Intellektueller reicht die Palette, in der sich historische Analysen mit feuilletonistischen Betrachtungen mischen.

Die neuerdings im französischen Harmattan-Verlag erscheinende Bücherreihe „Congo-Meuse“, eine belgische Initiative zur Förderung kongolesischer Publizistik, greift mit diesen beiden Bänden in die Zukunftsdiskussion des Afrika der Großen Seen ein. „Der afrikanische Schriftsteller ist für gesellschaftliche Bildung zuständig“, schreibt der im US-Exil lebende kongolesische Anglistikprofessor Ngwarsungu Chiwengo. „Er muss den Mitgliedern der Gesellschaft, der er entstammt und die die Kolonisierung entfremdet hat, beibringen, sich zu lieben.“ Eine Aufgabe, an der Kongos Intellektuelle bisher scheitern. D.J.

Congo-Meuse, dir. Marc Quaghebeur, Bd. 4 und 5: „Figures et paradoxes de l’Histoire au Burundi, au Congo et au Rwanda“. Harmattan Paris, insgesamt 810 Seiten, zusammen 65 €