Joblos ertragreich

Aktionäre loben Vorstand und Aufsichtsrat von Mobilcom nach Arbeitsplatzabbau und umschiffter Insolvenz

Die Ertragswende der Mobilfunkfirma Mobilcom hat bei den Aktionären einhelligen Beifall gefunden. „Wir können Ihnen nur gratulieren“, sagte ein Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). „Positive Zahlen schon im ersten Quartal hätten wir nicht für möglich gehalten.“ Die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) gab sich zurückhaltender und verwies auf die große Kapitalvernichtung durch den Erwerb der Lizenz für den neuen Mobilfunkstandard UMTS.

Mobilcom war im vergangenen Jahr nur knapp einer Insolvenz entgangen und durch die Nothilfe der Bundesregierung gerettet worden. Rund 1800 Arbeitsplätze in der Firmenzentrale im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf haben diese Sanierung allerdings nicht überstanden. Auch in anderen Sparten des Konzern wurden oder werden noch mehrere hundert Arbeitsplätze abgebaut.

Aktionäre kritisierten die Rolle des früheren Vorstandsvorsitzenden Gerhard Schmid, der für den Streit mit France Télécom verantwortlich sei und möglicherweise ohne Rechtsgrund 70 Millionen Euro aus dem Unternehmen entnommen habe. In dieser Sache ermittelt die Kieler Staatsanwaltschaft.

Zudem torpediere der mittlerweile insolvente Schmid durch immer neue Störmanöver die Sanierung des Unternehmens. Der ehemalige Vorstandschef nahm an der Hauptversammlung teil, äußerte sich aber zunächst nicht.

Die Ermittlungen gegen Schmid wegen des Verdachts der Untreue laufen unterdessen weiterhin auf Hochtouren. Das sagte der Sprecher der Kieler Staatsanwaltschaft, Uwe Wick. Er widersprach einer Meldung des Nachrichtenmagazins Focus, wonach eine Anklage gegen Schmid unmittelbar bevorstehe. „Zum Stand der Ermittlungen haben wir bislang keine Erklärungen abgegeben und werden auch keine abgeben.“ LNO / TAZ