Terror in Usbekistan fordert neue Opfer

Bei Feuergefechten mit der Polizei und mehreren Explosionen werden mindestens 23 Menschen getötet. Usbekistans Außenminister stellt nach der Anschlagsserie vom Wochenende eine Verbindung zum internationalen Terrorismus her

AUS TASCHKENT PETER BÖHM

Der Terror in Usbekistan geht weiter. Einen Tag nach den schweren Anschlägen, bei denen 19 Menschen getötet wurden, haben weitere Explosionen mit mindestens 23 Toten die zentralasiatische Republik erschüttert. Eine Gruppe von 20 Extremisten sprengte sich gestern nach einem Gefecht mit der Polizei in der Nähe der Hauptstadt Taschkent in die Luft. Bei dem Ort Kibrai seien dabei auch mindestens drei Polizisten getötet worden, teilte das Innenministerium nach Angaben der Agentur Interfax mit. Andere Quellen berichteten von 20 bewaffneten Kämpfern, die bei Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften getötet worden sein sollen.

Unterdessen mehren sich Anzeichen, dass die jüngsten Terroranschläge Teil einer Strategie sind, die autoritäre Regierung herauszufordern. Der regierungsunabhängige Internet-Nachrichtendienst Ferghana.ru meldete gestern, dass vor einigen Wochen eine unbekannte Gruppe Kontakt mit den illegalen Oppositionsparteien in Usbekistan aufgenommen habe, um eine Front gegen die Regierung zu bilden. Diese Gruppe soll mit den Planern der jüngsten Anschläge in Kontakt gewesen sein.

Im Herbst sind Parlamentswahlen geplant. Bisher sind nur einige von der Regierung gesponserte Parteien zugelassen. Erk und Birlik, die während der Perestroika eine wichtige Rolle in der Unabhängigkeitsbewegung Usbekistans spielten, wurden 1992 verboten. Seither haben sie vergebens versucht, sich neu registrieren zu lassen.

Zum Auftakt der Anschläge von Sonntagnacht explodierte in einem Dorf bei Buchara eine Bombe in einem Wohnhaus und tötete zehn Mitglieder einer Familie. Nach Regierungsangaben wurden in diesem Haus eine große Menge Aluminiumpulver und Düngemittel zur Bombenherstellung, Waffen und islamistische Literatur sichergestellt. Generalstaatsanwalt Raschid Kadirow gab auf seiner Pressekonferenz am Montag jedoch keine weiteren Informationen zu der Explosion und ließ offen, ob in diesem Haus die Bomben für die Anschläge gebaut wurden.

Obwohl der usbekische Außenminister Safar Safajew versuchte, eine Verbindung zum internationalen Terrorismus herzustellen, und obwohl Usbekistan ein wichtiges Bindeglied im „Kampf gegen den Terror“ ist, dürfte die Anschlagsserie eher einen inländischen Hintergrund haben. Darauf deuten die offenbar mit einfachen Mitteln hergestellten Bomben und ihre schwache Sprengkraft hin. Safajew verdächtigte auch die Hisb-ut Tahrir, eine radikale islamistische Gruppe, deren erklärtes Ziel ist, ein Kalifat in Zentralasien zu errichten. Offiziell hat die Gruppe bisher jedoch erklärt, dies friedlich erreichen zu wollen.

Usbekistan gilt als engster Verbündeter der USA in der Region und hat den jüngsten Irakkrieg diplomatisch unterstützt. Selbst hat das Land keine Truppen entsandt. Für die Militäraktionen der westlichen Truppen in Afghanistan ist Usbekistan jedoch von enormer Bedeutung. Die USA und Deutschland haben 2001 hier jeweils einen Militärstützpunkt eingerichtet, über den sie ihre Truppen im südlichen Nachbarland versorgen. Die usbekische Regierung hat bis vor kurzem angeboten, dass die US-Truppen bleiben können, so lange sie wollen. Vor allem Russland fordert jedoch, dass sie dort nur temporär stationiert werden.