Punkt für Hamburg

Musikkonzern Warner wird nicht nach Berlin umziehen und streicht lieber die Bonbons des Senats ein

Hamburg taz ■ Für den umtriebigen Hamburger CDU-Wirtschaftssenator Gunnar Uldall ist es ein Achtungserfolg: Der Konzern Warner Music wird seine Deutschland-Zentrale in Hamburg halten und nicht nach Berlin umziehen. Die Berliner hatten das Unternehmen mit Subventionen umworben und sich dafür den gesammelten Zorn der Hamburger Senatspolitik zugezogen. Doch dass Warner sich nun anders entschieden hat, ist dem Senat nur gelungen, weil er ähnliche Methoden angewandt hat, wie die Berliner.

So soll Uldall dem Konzern, der in Hamburg gut 210 Mitarbeiter beschäftigt, unter anderem Räumlichkeiten in der Speicherstadt angeboten haben, die vom Mietpreis her deutlich unter dem des bisherigen Standorttes am Deichtor liegen. Für den CDU-Senat ist die Warner-Ansiedlung inzwischen zur Imagefrage geworden: Wenn es gelingt, den Konzern in der Stadt zu halten, könnte man auch die Abwanderung anderer Musikbetriebe stoppen, ist das Kalkül in der Uldall-Behörde.

Noch immer steckt dem Senat das Universal-Trauma von 2001 in den Knochen: Damals hatte sich das größte deutsche Musikunternehmen zum Exodus Richtung Hauptstadt entschlossen, kurz nachdem mit dem „Echo“ auch der renommierteste Musikpreis des Landes die Hansestadt nach Berlin verlassen hatte. Der Hauptstadt-Senat hatte damals mit Millionen an Unterstützung gewunken. Daraufhin waren die Bosse der Universal-Mutter Vivendi schwach geworden und hatten sich für Berlin entschieden. Allerdings hatte der damalige Chef Tim Renner auch immer wieder darauf hingewiesen, man gehe auch nach Berlin, weil „dort die Musik spielt“.

Als Nächstes folgten daraufhin die Funktionäre: Die Verbände der Deutschen Phonowirtschaft brachen in Hamburg ihre Zelte ab und bauten sie in Berlin wieder auf. Als im Herbst dann die ersten Gespräche zwischen der Berliner Senatsverwaltung und Warner ruchbar wurden, galt es als ausgemachte Sache, dass auch dieser Konzern dem Ruf der Hauptstadt folgen würde. Dieser Trend könnte jetzt wieder umgedreht werden.

In der Vorwoche haben sich die verbliebenen Musikbetriebe zu einer Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen, die den Standort Hamburg stärken soll. Diesem Gremium war auch Warner beigetreten – ein deutliches Signal. Als dann noch einige Warner-Chefs aus den USA in der Vorwoche in Hamburg zu Gesprächen mit Uldall eintrafen, war die Entscheidung eigentlich gefallen.

PETER AHRENS