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: Nach den Dosen der Wind

Das Magazin aus dem Hause Stefan Aust (Foto) nimmt die Windkraft aufs Korn. Das riecht nach Öko-Populismus

Und, haben Sie auch schon den Windmühlen-Wahn? Nein, keine Sorge, die Sache ist nicht ansteckend, auch wenn der Spiegel sie zu seinem neuen Titelthema gekürt hat. Anders als beim Rinderwahnsinn handelt es sich nicht mal um eine Krankheit, obwohl das Cover-Bild mit seinen weit gestreckten, grünen Äckern durchaus an Kühe denken lässt. Statt schwarz-weißem Rindvieh stehen jetzt lauter Windräder in der Landschaft – „der Windmühlen-Wahn“ sei ausgebrochen, und das Verdikt lautet „hoch subventionierte Landschaftszerstörung“. Liest man Spiegel-Titel als gesellschaftlichen Indikator, dann zeigt sich hier ein fragwürdiger Trend: Umweltbewusstsein wird zum neuen Lieblingsopfer eines Populismus der Mitte.

Kein Jahr ist es her, dass die Hamburger Meinungsmacher mit derselben Wucht wie auf das Windrad auf die Dose einschlugen: „Operation Dosenpfand – mit deutscher Gründlichkeit ins Chaos“. Gemeinsam war beiden Geschichten eine hohe Faktendichte – und eine klare Ausrichtung. Für Letztere, so lästern Ökolobbyisten, habe Chefredakteur Stefan Aust persönlich gesorgt. Mag das sein, wie es ist, der Umweltschutz hat es auch sonst nicht mehr leicht in Deutschland. Der Kanzler wünscht sich für die EU einen Super-Wirtschaftskommissar und von seinem Umweltminister lieber mehr Zurückhaltung. Der Wirtschaftsminister fordert, nicht länger über die Grenzen des Wachstums zu reden, wo es doch auf das Wachstum ankomme. Und in Zeiten der Spar-Agenda 2010 klingen solche Appelle manchem konjunkturgebeutelten Wähler plötzlich ganz vernünftig in den Ohren. Nichts anderes hat der Spiegel, dieser Montagspopulist der deutschen Mitte, gespürt: Auf der Suche nach neuen Feinden frisst der Zeitgeist die Kinder, die er einst gebar – der Ökoenthusiasmus der 80er ist tot. PATRIK SCHWARZ