DER ISLAMISMUS LÄSST SICH MIT INTEGRATIONSPOLITIK BEKÄMPFEN
: Eine Lektion aus Malaysia

Wie sollte ein muslimisches Land mit konservativen, teils fundamentalistischen Islamisten umgehen? Malaysias Premierminister Badawi macht es vor: Man trete als starke Integrationsfigur auf, ohne den politischen Gegner zu diskreditieren. Es ist ihm gelungen, die Protestwähler zurückzuholen, die bei den letzten Wahlen aus Verärgerung über den autokratischen Stil des damaligen Amtsinhabers Mahathir für die islamistische PAS gestimmt hatten. Zudem bescheinigt die Mehrzahl der Wähler sogar in den PAS-Hochburgen dem zurückhaltend Auftretenden Glaubwürdigkeit, vor allem im Werben für einen moderaten Islam.

Angreifbar hat sich die PAS selbst hingegen gemacht. Ihr immer wieder erneuertes Vorhaben, einen „Gottesstaat“ zu errichten und die Scharia, das islamische Recht, einzuführen, schien in den vergangenen Jahren zwar bei den ethnischen Mehrheit der Malaien anzukommen. Die PAS-Kritiker hingegen, aufgeklärte Städter, Menschenrechtsgruppen sowie die chinesische und die indische Bevölkerung mochten sich von den politischen Hardlinern nicht zurück ins Mittelalter führen lassen. Zudem befürchteten sie, dass die Islamisten das recht freie Wirtschaftsleben einschränken würden, und dies in einem Land mit bereits gestutzten Bürgerrechten und einem repressiven Sicherheitsgesetz.

Mahathir hat es allerdings auch etwas einfacher, weil Malaysia wirtschaftlich recht gut dasteht und es nur wenige „Modernisierungsverlierer“ gibt – im Gegensatz zu manchen anderen muslimischen Staaten, in denen Armut den idealen Nährboden für Fundamentalismus abgibt. Die politisch angeschlagene PAS wird nun ihre künftige Strategien überdenken. Die Hardliner mögen auf dem Lande zwar weiterhin höchst konservative Töne anschlagen; ihre Intellektuellen in den Städten aber werden sich zunehmend moderat geben. Malaysia hat seinen „Befreiungsschlag“ von innen heraus geführt. Davon kann das Ausland lernen. Nicht viele Länder verfügen über eine solche Integrationsfigur – über Wege, Armut zu verhindern, aber durchaus. NICOLA GLASS