kabarett
: Zwei Frauen suchen die Pointen

Eva-Maria Michel und Maria Vollmer haben „frisch gepresst“, sie sind also Mütter geworden. Sie ahnen, was kommt. Die beiden sind Kabarettistinnen, nennen sich „first ladies“ und versuchen, die Wehwehchen des Mutter-, Ehefrau-, Liebhaberinnen- und Karrierefrau-Daseins zu verarbeiten. Das Resultat, „frisch gepresst“, läuft im Kölner Eifelturm.

Komisch ist erstmal, dass sich Komikerinnen immer noch an dieses doch bereits ausgelatschte Feld heran wagen. Denn Originalität von Inhalt und Form, Pointensicherheit, kabarettistische Dialektik, kurzum: das Talent der Künstlerinnen muss immens sein, wenn das Publikum nicht durch den immergleichen Sumpf aus Windeln und Kinderkacke waten und das Programm nicht dem Verdacht der Selbstgefälligkeit und Selbsttherapie anheim fallen soll. Mehrwert ist gefragt.

Zwei Nummern sind dahin gehend nahezu gut: In der einen singen sich Michel und Vollmer mit den Namen bekannter Supermarktketten in einen Stakkato-Reimrausch. In der anderen gibt Michel die hysterische Schweizerin, die sich ein Motivationsvideo gekauft hat. Das wird von Vollmer gespielt. Michel versucht, den Motivations-Singsang „Ich bin Hausfrau, ich bin Mutter und ich hab ne Agentur“ mit den entsprechenden überdrehten Turnübungen nachzuäffen, was in einer starken Satire endet. Dann gibt es noch nette Pointen. Aber die bleiben nur schale Lichtblicke in einem schwachen Programm.

Schwach, weil Vollmer und Michel als Kunstfiguren zu ähnlich, zu profillos dastehen und die schauspielerische Ausdruckskraft blass ist. Weil die Pointenarmut an manchen Stellen frappierend ist. Weil manche Lieder nicht nur schlecht gesungen werden, sondern schlechte Texte schlecht gesungen werden. Weil Akrobatik nicht darüber hinweg täuscht, dass der Klamaukfaktor erschreckend groß ist. Weil Kabarett im schönsten Fall eine Dialektik vermittelt, die Klischees, Vorurteile und Stereotype in überraschende Zusammenhänge setzt. Volker Pispers, Käthe Lachmann und Andreas Rebers sind die Meister dieser Kunst. Die sind das Maß – und dem sind Michel und Vollmer nicht gewachsen. INGO PETZ

„Frisch gepresst“: 25. bis 27. März, jeweils 20 Uhr, Eifelturm, Eifelstr. 33 in Köln, Tel 0221 / 32 17 92