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: Achtung! Hier kommt ein Karton!

Sei es ein „verdächtiger Karton“ neben den Gleisen oder ein „verdächtiger Araber“ im ICE – der Betrieb kommt zum Erliegen. Es hätte ja sein können

Vergessen wir einfach mal, dass ein Franzose mit seinem Auto unlängst einen Algerier vom Bürgersteig holte, weil er ihn aus den Augenwinkeln für Ussama Bin Laden (wen sonst?) gehalten hatte; bleiben wir in Deutschland. Vergangene Woche lag der Berliner Ostbahnhof für einen ganzen Tag still, weil ein Karton neben den Gleisen entdeckt worden war. Gestern lag der ICE 692 von München nach Berlin für zwei Stunden still, weil einer Reisenden eine angeblich herrenlose Tasche irgendwie spanisch vorgekommen und ihr zu allem Unglück auch noch eine „arabisch aussehende Person“ aufgefallen war.

Der Karton vom Ostbahnhof aber enthielt leider nur schlechte Schallplatten, der verdächtige Araber aus dem ICE entpuppte sich als unverdächtiger US-Bürger. Aber es hätte ja sein können. Hätte es?

Vielleicht täte uns ein gewisser Stoizismus ganz gut. Wenn es denn passieren soll in Deutschland, dann wird es halt passieren. Wer ernsthaft glaubt, er allein könne mit eifernder Zivilcourage dem dräuenden Terror Einhalt gebieten, macht sich zum „Schläfer“ neuen Typs, weil er, stellvertretend für die echten Terroristen, Panik verbreitet. Vorsicht ist ja bekanntlich die Mutter … – Moment mal, tickt da nicht etwas in der Porzellankiste? FRA