Hoffnungsfunken für Bahnarbeiter

Neun Tage hungerten die Betriebsräte des Bahnwerks Opladen für den Erhalt des Standorts, bevor sie aus Gesundheitsgründen aufgaben. Immerhin haben sie Verkehrsminister Stolpe unter Zugzwang gebracht. Und: Es gibt neue mögliche Investoren

von CHRISTIAN HONNENS

Von einem Erfolg wollte Kuno Dreschmann nicht reden. „Ich habe den Hungerstreik spontan und nach Rücksprache mit dem Arzt ausgesetzt, weil die Kollegen so geschwächt waren“, sagt der Betriebsratsvorsitzende des Bahnwerks in Opladen. Die Tatsache, dass Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) gestern angekündigt hat, „in den nächsten 14 Tagen“ die Zukunft des Standorts zu klären, allein wäre für ihn kein Grund dazu gewesen. „Stolpe hat ja gewarnt, das Werk bleibe gefährdet“, so Dreschmann. Die Betriebsräte behielten sich vor, den Hungerstreik fortzusetzen. Trotzdem gibt die politische Einmischung auf höchster Ebene Rückenwind. „Jetzt mache ich Druck“, sagte er der taz. Am Montag will er mit Bahn-Chef Hartmut Mehdorn, dem Transnet-Vorsitzenden Nobert Hansen und dem NRW-Verkehrsminister Axel Horstmann (SPD) „in Vorverhandlungen treten“. Es gebe „zwei Manager aus der Bahnindustrie“, die den Betrieb übernehmen wollen.

Das Werk in Opladen, das gerade seinen 100. Geburtstag feierte, gehört zu den 10 von insgesamt 18 Wartungsbetrieben, die die Deutsche Bahn AG auf ihrem Sanierungskurs schließen will. Nach den Plänen wäre für die noch rund 430 Beschäftigten Ende des Jahres Schluss.

Fast zehn Tage, mehr als 200 Stunden, hatten die zehn Betriebsräte, stellvertretend für ihre Kollegen, angekettet an das Werkstor verbracht und gehungert. Sie schliefen in einem kleinen Zelt. Die zwanzig Meter langen Metallketten legten sie nur ab, um auf Toilette zu gehen.

„Das ist ein Traditionsstandort“, sagt Dreschmann. Viele der Arbeiter seien über 55 Jahre alt und seit mehr als 35 Jahren im Betrieb. Sie wollen ihre Arbeitsplätze unbedingt erhalten. Zwar habe die Bahn alternative Angebote gemacht, doch diese seien über die ganze Republik verteilt gewesen. Die Beschäftigten würden jeder Alternative zur Schließung zustimmen, auch wenn vielleicht keine Tariflöhne mehr gezahlt würden. Von der Bahn fühlt er sich und seine Kollegen im Stich gelassen.

Die sieht das natürlich anders. „Wir haben alles getan, um den Standort zu erhalten“, sagt Bahnsprecher Manfred Pietsch. Für den neuen Fuhrpark benötige man eine andere Werkslandschaft. Man habe ohne Erfolg versucht, den Betrieb zu verkaufen oder unter Beschäftigtenbeteiligung weiterzuführen. Für die Arbeitsplätze sieht Pietsch schwarz: „Die Karten sind oft genug gemischt worden.“

Transnet wirft der Bahn vor, die Verhandlungen nicht mit dem nötigen Ernst geführt zu haben. Zuletzt hatte der Verkehrstechnikkonzern Bombardier Interesse an einer Übernahme des Werks bekundet. Die Bahn habe sich aber in den Konditionen unnachgiebig gezeigt. Darum vermutet Dreschmann, dass der Mehdorn-Konzern in Wirlichklichkeit gar nicht an einer Weiterexistenz interessiert sei: „Die wollen ihr Monopol erhalten“, sagt er. Für neue Lösungsansätze seien nun Bund und Land gefordert. „Der Kanzler muss kapieren, dass es um Arbeitsplätze geht, auch im Hinblick auf seine Umfragewerte.“