Jeden Tag ‘ne Krise?

Mit Taco und Tequila in den Kinosessel: Vom 20. bis zum 26. März zeigen Schauburg und Atlantis mexikanische Filme der Gegenwart. Ein Genuss nicht nur für hispanophile Cineasten

In Mexiko ist man anders drauf: „Wir Deutschen denken ja beim Wort Krise immer schon, alles ist vorbei. In Mexiko hat man eigentlich jeden Tag ‘ne Krise“, sagt Detlef Ziegert von SurFilms. Kino mache man trotzdem.

Gemeinsam mit dem Bremer Filmkunsttheater eröffnet Ziegert am Samstag in der Schauburg das zweite Lateinamerikanische Filmfestival in Bremen. Schwerpunkt ist wieder Mexiko. Das Festival soll „eine dauerhafte Brücke zwischen dem Lateinamerikanischen Kino und Bremen“ schlagen, sagt Ziegert. Die Entstehung im vergangenen Jahr sei eine „Herzensangelegenheit“ gewesen. Man wolle aber nicht nur ein Austauschforum für hispanophile Cineasten etablieren, versichert Ziegert, sondern in Bälde auch andere Länder „angemessen“ auf die Bremer Leinwände holen.

Das Konzept ist einfach: Konzentration auf neuere Filme, die noch nie in Deutschland liefen. Ziegert: „Bei der Auswahl haben wir Wert darauf gelegt, aktuelle gesellschaftliche Probleme Mexikos zu berühren.“ Es werden nur Originalfassungen mit englischen Untertiteln gezeigt, was vergangenes Jahr mit Begeisterung aufgenommen worden sei. Trotzdem verspricht man sich regen Zulauf und nicht zuletzt Verleihmöglichkeiten für die Filme in Deutschland.

Zum Beispiel für „Por la libre“, das kommenden Dienstag und Mittwoch läuft: „That guy is stealing your date, while you‘re eating Grandpa! You fucking cannibal!“ Schön gesagt, und schön gespielt in Juan Carlos de Llacas Roadmovie von 2000.

Die Cousins Roco und Rodrigo hassen ihre Eltern, lieben ihren Großvater, der stirbt allerdings, und die beiden flüchten mit der Asche, um ihn eigenhändig zu bestatten. Die Urne wird überall mit hingenommen, auch in die Disco – als aber irgendein Chico Rocos Begleitung anbaggert (und dabei Erfolg hat), greift der frustiert zur Asche: die etwas andere Partydroge.

Wenn die anderen Beiträge das gleiche Level erreichen, muss man sich um Cine Mexicano keinerlei Sorgen machen. Sondern lümmelt sich am besten mit Taco und Tequila in den Kinosessel.

Robert Best

20. - 26. März, Schauburg/Atlantis