Neuer „Planet“ jenseits von Pluto entdeckt

Amerikaner taufen ihn „Sedna“. Andere Forscher lassen ihn jedoch nicht als Planeten gelten – und Pluto auch nicht

BERLIN taz ■ Die Familie der Planeten im Sonnensystem bekommt möglicherweise Zuwachs: Astronomen vom California Institute of Technology (Caltech) haben am Rande des Sonnensystems einen neuen Himmelskörper entdeckt, der ähnlich groß ist wie Pluto, der äußerste der neun Planeten. Es ist der größte Himmelskörper, der seit der Entdeckung Plutos im Jahre 1930 gefunden wurde. Ein seit Jahren andauernder Streit unter Astronomen dürfte damit neuen Auftrieb erhalten: Wird es neue Planeten im Sonnensystem geben – oder verliert am Ende sogar Pluto seinen Status als Planet?

Die Entdeckung gaben gestern im kalifornischen Pasadena Forscher um den Astronomen Michael Brown bekannt. Das Objekt umkreist die Sonne in rund 10 Milliarden Kilometern Entfernung – siebzigmal so weit entfernt wie die Erde – und wurde nach einer Inuit-Göttin auf den Namen „Sedna“ getauft. Sein Durchmesser beträgt nach ersten Schätzungen rund 2.000 Kilometer. Vielleicht ist Sedna sogar größer als Pluto, der 2.250 Kilometer misst. Entdeckt wurde Sedna mit Hilfe des Spitzer-Infrarot-Teleskops der Nasa, das seit August die Erde umkreist.

Der neue Himmelskörper liegt im „Kuiper-Gürtel“, einem nach dem holländischen Astronomen Gerard Kuiper benannten Bereich am Rande des Sonnensystems, in dem mehrere hunderttausend Eis- und Felsobjekte vermutet werden. Astronomen spekulieren seit Jahren über die Existenz eines Planeten X in dieser Zone, die sich jenseits des Gasplaneten Neptun erstreckt. Seit 1992 entdeckten Forscher mehr als 500 so genannte Edgeworth-Kuiper-Objekte, von denen die meisten jedoch nur wenige hundert Kilometer groß sind. Sedna ist das bisher größte Objekt im Kuiper-Gürtel. Im Oktober 2002 wurde der 1.250 Kilometer große Quaoar im Kuiper-Gürtel entdeckt, im November 2000 der 900 Kilometer große Varuna. Über ihre Beschaffenheit ist wenig bekannt: Danach zu urteilen, wie sie das Sonnenlicht reflektieren, bestehen sie wohl aus Eis und Gestein.

Seit einiger Zeit schon debattieren die Forscher, was einen Planeten ausmacht – und ob Pluto tatsächlich ein Planet oder nur das größte Objekt im Kuiper-Gürtel ist. Denn bei Pluto handelt es sich um einen Sonderfall: Im Gegensatz zu allen anderen Planeten ist Plutos Umlaufbahn um die Sonne stark gegen die Ekliptik, die Erdbahnebene, geneigt und zudem stark exzentrisch. Anders als viele Objekte im Kuiper-Gürtel besitzt Pluto allerdings eine stabile Umlaufbahn um die Sonne. KENO VERSECK