der kommentar: vernichten handys beziehungen?
: Alt wird man sowieso

Junge Menschen wollen sich nicht mehr festlegen. Nicht mal mehr auf eine Verabredung. Sie koordinieren immer last minute – per Mobiltelefon. Schlimm? Im Gegenteil.

Diese Jugend! Irrlichternde Schwachköpfe. Nun halten sie sich nicht einmal mehr an Verabredungen! Nein, die böse Brut nutzt ungeniert die Segnungen der mobilen Telekommunikation, um Beziehungen und Unternehmungen zu koordinieren. Kommen sie heute nicht, kommen sie eben morgen – der Spiegel hat auch das ans Tageslicht gebracht. Überhaupt, die Jüngeren stellen sich den Älteren gleich und treten gegen sie auf, in Wort und Tat – huch, jetzt ist uns in der Eile ein Zitat von Platon rausgerutscht.

Macht nix, denn tatsächlich ist die Welt, eingerichtet von „den Älteren“, längst ein Tummelplatz der Möglichkeiten geworden. Schön blöd, wer da verbindliche Zusagen einfordert. Wo das Ich eine AG und das Leben flexibel sein muss, da wird das Sozialverhalten eben ökonomischen Zwängen unterworfen und die eigene Freizeit als wertvolle Aktie gehandelt. Schon beobachten „die Älteren“, wer immer das sein mag, argwöhnisch das Laster der „Um-die-30-Jährigen“, nicht erwachsen sein zu wollen, das heißt, sich endlich festzulegen.

Aber diese Festlegung (sei’s auf einen Partner, sei’s auf eine Party) ist eine anthropologische Konstante und kommt früher oder später sowieso. Dass sie gegenwärtig eher kurz vor Börsenschluss kommt, ist eine zivilisatorische Errungenschaft – für die wir dann letztlich wieder die gute alte Verantwortung tragen. FRA