szenenapplaus
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Im Zug von Oldenburg nach Bremen, Rückweg vom Soulmate-Konzert am Wochenende: Drei junge Menschen im Gespräch über sich, ihre Welt und die Bundespräsidentenwahl

Er sagt: „…Wie heißt die nochmal, diese Rollstuhlfahrerin, die gerade Bundeskanzler werden wollte?“

„Köhler“ sagt sie und kaut weiter ihre Fingernägel ab.

„…genau, Köhler. Und dieser Schäuble hat dann ja gesagt, hey, Köhler, du fährst ja ’nen ganz schön heißen Reifen, wa? Ey, haste verstanden, weil die sitzt ja im Rollstuhl.“

„Krass.“

„Klar, voll krass.“

Die beiden sind still, alle drei blicken aus dem Fenster, sich gegenseitig an, wieder aus dem Fenster.

Der andere: „Ich glaub, die heißt gar nicht Schäuble, sondern Merkel.“

„Wer?“

„Na, die im Rollstuhl“

„Nee, die heißt doch auch Köhler.“

„Ach so“

„Hmm“

„Und wer war nochmal dieser Stöber?“

„Der heißt doch Köhler“

„Kohler? Das ist doch ’n Fußballspieler“

„Ist der nicht schwul?“

Dann mischt sie sich wieder ein: „Maa-an, ihr könnt auch immer nur über Fußball reden, oder?“

Er: „Stimmt doch gar nicht. Wir reden gerade über Politik.“

– Pause –

„Wann ist eigentlich die nächste Wahl?“

„Wieso? Darfst du dann schon?“

„Ist ja jetzt ab sechzehn“

„Aber nicht alles, oder?“

„Nee, Scheiße, ne?“

„Scheiße.“

„Voll Scheiße.“

notiert von Markus Flohr