Keine Autogramme

NRW-Sportminister Michael Vesper liest vor Schulkindern in Köln-Ehrenfeld aus dem Buch „Die wilden Fußballkerle“

KÖLN taz ■ So einen Empfang hat Michael Vesper wohl selten erlebt: „Jetzt geht‘s los, jetzt geht‘s los“, skandieren 160 Kinder, als der grüne NRW-Kultur- und Sportminister die Turnhalle der Grundschule in Köln-Ehrenfeld betritt. Die Begeisterung gilt allerdings weniger ihm, sondern vor allem dem jungen Mann an seiner Seite: Stefan Wessels, Torhüter des 1. FC Köln. Mit ihm gemeinsam will Vesper vor den acht- bis zehnjährigen Schülern aus dem Kinderbuch „Die wilden Fußballkerle“ lesen.

Politisch korrekt hat Vesper jenes Kapitel ausgewählt, in dem Vanessa als einziges Mädchen zu dem ansonsten rein männlichen Verein stößt – und endet mit den Worten: „Da sieht man, dass Mädchen eben auch Fußball spielen können.“ Wer er eigentlich ist, muss Vesper den Schülern dann noch mal ganz genau erklären. Und fordert sie auf, fleißig Fragen zu stellen. Davon haben die Jungs und Mädels auch ganz viele auf Lager – allerdings mehr an Wessels. Der erzählt geduldig auch noch zum dritten Mal, was er denn so macht, wenn er nicht gerade Fußball spielt.

Endlich kommt eine Frage an den Minister: „Was machen Sie eigentlich so als Sportminister?“ Vesper versucht sein Bestes, erzählt von Sportstätten, Olympiabewerbung und Spitzensport. Ob er denn auch Leistungssport mache oder mal gemacht habe, fragt ein anderes Mädchen. Auf diese Frage ist Vesper vorbereitet: Tischtennis habe er früher mal gespielt, auch im Verein. Und fügt ehrlicherweise hinzu: „Eigentlich sollte ich auch heute viel mehr Sport treiben, aber ich gehe nur manchmal im Stadtwald joggen.“

Am Ende steht der NRW-Sportminister etwas hilflos neben dem Kölner Torwart, der – umringt von Kindern – Autogramme schreibt. Nicht so schlimm, dass Vesper seine Autogrammkarten diesmal vergessen hat. JEANETTE SEIFFERT