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: Wenn der Belgier mit der Pudelfrisur dem Berliner Rentner die Zettel klaut …

Fröhliches Trainerraten in der Fußball-Bundesliga: Welcher der notorischen Ich-Agenten ist eigentlich momentan genau wo?

Es könnte eine Idee für „Wetten dass …?“ sein. Zeige mir einen Kameraschwenk auf einen Trainer, und ich sage dir, wer gegen wen spielt. Probe aufs Exempel: Ewald Lienen und Kurt Jara. Ganz klar: Gladbach gegen HSV. Leider schon falsch, letztes Jahr vielleicht. Diesmal hieß die Partie Hannover gegen Kaiserslautern. Denn Lienen ist ja auf Ralf Rangnick gefolgt, nachdem der mit Hannover in Gladbach verloren hatte, wo Lienen schon nicht mehr war, weil er in der Vorrunde mit Gladbach gegen Hannover verloren hatte.

Das Kandidatenkarussell auf den Trainerbänken dreht sich schneller als das Nominierungsroulette bei der Suche nach dem Bundespräsidenten. Aber Hauptsache, das Amt wird nicht beschädigt. In Hamburg war Jaras Ansehen diese Saison nachhaltig beschädigt, deshalb darf da jetzt Klaus Toppmöller wirken. Das ist der mit der Pudelfrisur, der wiederum in Leverkusen so erfolgreich war. Zumindest eine Zeit lang. Dagegen wurde Jara von Manager Jäggi nach Lautern geholt. Das passt zusammen, das kann man sich merken: Jara und Jäggi. Wobei der eine Schweizer ist und der andere Österreicher, aber wir wollen nicht kleinlich sein. Apropos: Was macht eigentlich der Belgier, Gerets?

Spontaner Gedächtnistest: Röber? Hertha! Wieder falsch, der ist jetzt Wolfsburg, obwohl doch Wolfgang Wolf so gut nach Wolfsburg gepasst hatte. In Berlin folgte Trainingsanzugsträger Huub Stevens, nachdem Falko Götz den Platzhalter spielen durfte. Der muss jetzt bei 1860 agieren, wo’s auch nicht wie geschmiert läuft. Ja, die unheilige Allianz aus Sachzwängen und Heimniederlagen bringt immer neue Trainer-Vereins-Konstellationen zu Tage. So wurde in der Hauptstadt Rentner Hans Meyer installiert, der gedanklich irgendwie auch noch nach Gladbach gehört. Wie soll sich da Vereinstreue bilden?

Fußballfans sind trotzdem treu, oft aber auch kleinlich. So die der Frankfurter Eintracht. Sie haben Jupp Heynckes einen bösen Empfang bereitet, als er am Samstag mit Schalke im Waldstadion auftauchte. Denn Heynckes wird als Totengräber der „Eintracht 2000“ angesehen, nachdem er 1995 die Stars Yeboah, Okocha und Gaudino aussortierte und später selbst das Weite suchte – nach einem 0:3 gegen Schalke übrigens. Diesmal gab’s ein 3:0 für Frankfurt, und Heynckes ärgerte sich professionell über die Niederlage, nicht aber über die Pfiffe: „Die Ressentiments sind nachvollziehbar, haben mich aber nicht berührt“, sagte er kühl. Ich-Agent Heynckes verweist auf acht Jahre Auslandserfahrung. So jemand plagt sich nicht mehr mit Vereinsliebe herum. Ob ihn die Frankfurter Zeit noch beschäftige: „Nein.“

ACHIM DREIS