Nach rassistischem Angriff droht Abschiebung

Togolese, der im Dezember in Rathenow angegriffen wurde, soll abgeschoben werden. Unterstützer für Bleiberecht

Ein 40-jähriger Togolese, der im Dezember Opfer eines rechten Angriffs in Rathenow wurde, soll vom Landkreis Havelland abgeschoben werden. In der Nacht zum Mittwoch sollte Orabi Mamavi, aktives Mitglied der togolesischen Opposition und seit acht Jahren als Aslysuchender in Deutschland, gemeinsam mit sechs anderen zur zwangsweisen Identitätsfestellung und Beschaffung von Reisedokumenten im BGS-Bus zur so genannten Sammelvorführung zur togolesischen Botschaft nach Bonn gebracht werden. Beim Landratsamt Havelland hieß es, die „Vorführung“ diene zur Vorbereitung der Abschiebung.

Dass Orabi Mamavi am 23. Dezember 2002 bei einem rassistischen Angriff Kopf- und Augenverletzungen erlitt, „ist der Ausländerbehörde nicht bekannt“, erklärte deren Sprecherin Petra Müller. Damals war Mamavi vom Rathenower Sozialamt zum Schneeräumen verpflichtet worden. Auf dem Weg zum Einsatzort wurden Mamavi und ein Begleiter von einem 24-Jährigen zunächst mit Sprüchen wie „Nigger, geh nach Hause“ beschimpft und dann geschlagen. Der Togolese leidet psychisch und körperlich noch immer an den Folgen des Angriffs: Ein Schlag traf ihn am linken Auge, das durch eine Augenkrankheit ohnehin schon geschädigt ist.

Nun wartet Mamawi auf das juristische Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt gegen den Täter wegen Körperverletzung, ein erstes Gespräch im Rahmen des so genannten Täter-Opfer-Ausgleichs fand am Montag statt. „Der Fall zeigt deutlich, dass ein Bleiberecht für Opfer rechter Gewalt dringend notwendig ist“, betont Kay Wendel vom Potsdamer Verein Opferperspektive. „Gerade in Rathenow, wo es immer wieder zu Angriffen auf Flüchtlinge kommt, hätte das eine Signalwirkung auf die Täter und ihr Umfeld.“ Brandenburgs Innenminister Jörg Schöhnbohm (CDU) hat bislang eine derartige Bleiberechtsregelung ebenso wie eine Härtefallkommission abgelehnt. HEIKE KLEFFNER