Es schlägt die Stunde der Bürger

Das große Palaver in der Östlichen Vorstadt beginnt: Die Bewohner des Bremer Stadtteils dürfen sich „maßgeblich“ an der Entscheidung darüber beteiligen, wie das populäre Stadionbad für 2,5 Millionen Euro umgebaut werden soll

Von Markus Jox

Einst gab es in Bremen, in unmittelbarer Nähe der Weser, eine städtische Flussbadeanstalt – man planschte im Fluss. In den zwanziger Jahren dann entstand – gebaut von „Arbeitsdienstverpflichteten“ – ein Freibad, das erst immer größer und moderner, dann – parallel zu der Finanzsituation der Stadt – marode und baufällig wurde. Als nach der Bürgerschaftswahl 2003 SPD und CDU jedoch lautstark über Bäderschließungen nachdachten, stand das populäre Stadionbad – an schönen Sommertagen fläzen sich hier bis zu 4.000 BürgerInnen – nicht auf der roten Liste. Es sollte vielmehr eigentlich bereits 2004 renoviert werden. Jetzt sollen die Arbeiten nach der Badesaison 2005 beginnen.

Der Chef des für die Bremer Östliche Vorstadt zuständigen Ortsamts, Robert Bücking, hatte sich ursprünglich massiv dafür eingesetzt, das Stadionbad in ein „Flussbad“ umzubauen. Doch die Bewohner des Stadtteils „waren gar nicht alle begeistert“, musste Bücking verblüfft zur Kenntnis nehmen. „Manche Leute dachten, da ist dann Weserwasser drin“, so der Viertel-Bürgermeister. Auch seien die Einwände der Sportler stark gewesen, die im Stadionbad trainieren. Dabei sei es ihm immer nur um „ein Bad mit ökologischer Wasseraufbereitungstechnik“ gegangen – „das kann meinetwegen auch gefliest oder gekachelt sein“.

Jetzt wollen die Kommunalpolitiker allen BenutzerInnen des Bades einen wesentlichen Einfluss auf die Planung einräumen – auch Bau- und Umweltsenator Jens Eckhoff (CDU) habe „große Sympathie“ für dieses Vorgehen signalisiert, berichtet Bücking. 10.000 Euro habe der für das Beteiligungsverfahren zur Verfügung gestellt: Unter dem Motto „Wir entwerfen unser Bad“ wurde ein detaillierter Zeitplan (siehe Kasten) ausgearbeitet. „Zum ersten Mal“ geben es in Bremen eine solch umfassende Bürgerbeteiligung an der Planung eines Umbauvorhabens, sagt Bücking.

Nun liegt eine ausführliche „Vereinbarung zur Bürgerbeteiligung bei der Neuplanung des Stadionbades“ vor, auf die sich der Beirat Östliche Vorstadt, das Ortsamt, das Sportressort und die Sportdeputation geeinigt haben. Darin erklären alle Beteiligten ihren „Willen, die Bürgerbeteiligung nach Kräften zu unterstützen“. Auch die zuständigen Verwaltungen würden dazu beitragen, heißt es erwartungsfroh: „Die Ergebnisse sollen von maßgeblicher Bedeutung für die Entscheidungen von Deputation und Beirat sein.“

Das Planungs- und Beteiligungsverfahren müsse „fair, neutral, konsens- und ergebnisorientiert sein“, damit es von „möglichst allen Interessengruppen“, also den tatsächlichen und potenziellen Badnutzern getragen werden könne. Begleitet werden soll das Verfahren durch professionelle „Moderatoren“. Außerdem soll es einen „Paten-Kreis“ für das Stadionbad geben, dem unter anderem Vertreter von Schulen, Eltern-Kind-Gruppen, Sportvereinen, Verbänden und Initiativen angehören. Finanzielle Grenzen hat allerdings der Senat gesetzt: Mehr als 2,5 Millionen Euro an Investitionskosten sind für das Stadionbad nicht drin.

Zwei Planungsbüros sind mit dem Stadionbad befasst: zum einen die „Arbeitsgemeinschaft Flussbad“, zum anderen das Büro der „Gesellschaft für Bäder“ – beide erhalten denselben Auftrag. Zu den vorab festgeschriebenen Anforderungen an die Planung gehört ein „hygienisch einwandfreies Badewasser“ mit Sichttiefe bis zum Grund. Die Planer werden außerdem gebeten, Vorschläge für den sparsamen Umgang mit Wasser und Energie zu machen. Zudem soll sich die Freiraum-Konzeption in die Lage am Fluss und in die Pauliner Marsch einfügen. Der Zehn-Meter-Sprungturm soll erhalten bleiben, und das Bad muss weiter für Training und Wettkampf sowie für Nichtschwimmer geeignet sein. Wesentliches Ziel der Neugestaltung ist auch die Senkung der Betriebskosten.

Im Herbst 2004 will der Stadtteil sich dann zu einem gemeinsamen Vorschlag durchringen – die endgültige Entscheidung allerdings fällen der Senat und die Sport-Deputation. Der Badebetrieb im neuen Ambiente soll zur Saison 2006 aufgenommen werden.

Auftaktveranstaltung für alle BürgerInnen der Östlichen Vorstadt am Montag, 15.3., um 19 Uhr in der Friedenskirche, Humboldtstraße 175. Nähere Infos unter www.stadionbad.bremen.de