Haftstrafen für Überfall

Drei Kasachen verurteilt wegen beinahe tödlichem Überfall auf taz-Korrespondent Marcus Bensmann

MOSKAU/ASTANA/BERLIN dpa/taz ■ Knapp ein Jahr nach dem Überfall auf den taz-Zentralasienkorrespondenten Marcus Bensmann hat ein Gericht in Kasachstan drei Männer zu Haftstrafen zwischen sieben und fünfeinhalb Jahren verurteilt. Das Gericht in der Hauptstadt Astana sah es als bewiesen an, dass die Kasachen im Januar Bensmann zusammengeschlagen, beraubt und bei minus 35 Grad an einer Ausfallstraße liegen ließen. Das meldete die Agentur Interfax am Freitag. Der 39-Jährige arbeitet auch für die ARD, die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) und das Netzwerk Weltreporter. In den Wohnungen der Männer seien Mobiltelefon und Uhr des Deutschen gefunden worden, zudem habe man im Auto und an der Kleidung Blutspuren des Opfers festgestellt, hieß es.

Unmittelbar nach dem Überfall hatte die kasachische Polizei mitgeteilt, der Angriff auf den gebürtigen Rheinländer habe wohl nichts mit dessen Beruf zu tun. Hingegen äußerten zentralasiatische Internetagenturen den Verdacht, dass der usbekische Geheimdienst dahinter stecken könnte.

Den ganzen Prozess über versuchte die kasachische Seite den Eindruck eines kriminellen Überfalls zu erwecken. Ob politische Motive tatsächlich ausgeschlossen sind, blieb jedoch offen. Marcus Bensmann wollte das Urteil grundsätzlich nicht kommentieren.

Er hatte als einer von wenigen Journalisten das Massaker in der ostusbekischen Stadt Andischan erlebt, als Polizei und Militär im Mai 2005 hunderte Demonstranten töteten. Zum Zeitpunkt des Überfalls recherchierte er einen Beitrag für die ARD-Sendung „Weltspiegel“ über den Wirtschaftsboom in Astana. HAN