Mit der Mauer kommt der Hunger

UN-Ernährungsbehörde FAO warnt vor Versorgungsengpässen in den Gebieten der Palästinenser. Scharon plant offenbar, die Sperranlage nach US-Druck zu verkürzen

ROM/JERUSALEM dpa/ap/afp/rtr Der Bau des Walls zwischen Israel und den Palästinensergebieten gefährdet nach Einschätzung der UN-Behörde für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) die Versorgung der Palästinenser mit Nahrungsmitteln. In einem gestern veröffentlichten Bericht macht die FAO neben dem Wall die von Israel verhängten Sperren und anderen Restriktionen für die Verschlechterung der Ernährungslage im Westjordanland und im Gaza-Streifen verantwortlich. Viele Palästinenser seien kaum noch in der Lage, mit der schwierigen Versorgungslage fertig zu werden. Die Unterernährung von Kindern bereite ebenfalls Sorge. Westjordanland und Gaza-Streifen seien zu 65 Prozent von Nahrungsmittelimporten abhängig. Die FAO rief zu humanitärer Hilfe auf.

Vor seinem US-Besuch hat Israels Premier Ariel Scharon offenbar eine Verkürzung der 720 Kilometer langen Grenzanlage im Westjordanland angeordnet. Nach Informationen aus politischen Kreisen wies Scharon das Verteidigungsministerium an, die Anlage um 170 Kilometer zu verkürzen, um die Spannungen mit den Palästinensern zu verringern. Der Oberste Gerichtshof Israels verlängerte unterdessen ein Weiterbauverbot für einen Abschnitt des Zauns. Auf Antrag einer Menschenrechtsgruppe hatte das Gericht den Zaunbau um acht palästinensische Dörfer nordwestlich von Jerusalem bis Ende Februar auf Eis gelegt. Dort waren bei Protesten gegen die Mauer zwei Demonstranten erschossen worden.

Israelische Soldaten haben in der Nacht zu gestern 13 Palästinenser im Westjordanland festgenommen. Darunter seien neun Mitglieder der Fatah. Ferner verhinderte die Armee nach eigenen Angaben durch Festnahmen zwei Selbstmordattentate.

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