geläufig Alles so sportlich geworden

„Ich frage mich, warum heute hinsichtlich der Sexualität alles so sportlich geworden ist.“ Ein Zitat von Hildegard Knef, die in dem Film „Die Sünderin“ 1950 einen kurzen Nacktauftritt hatte und deswegen in die Schmuddelecke gestellt wurde. Heute aber geht es weder um Sportlichkeit noch um Schmuddel. Heute geht es um Literatur. Claudia Basrawi liest Sexgeschichten und kündigt dieses Lesen wie folgt an: „Text-Fragmente als eine Montage aus Fiktivem, Erinnertem, Erzähltem, Dialogen, Filmsequenzen und Träumen. Alle Figuren werden in kurzen Passagen vorgestellt. Sie verschwinden und tauchen wieder auf, stilistisch ähnlich wie die Arbeiten des Regisseurs und Autors Harmony Korine. Die Kühle des Films, die Möglichkeit des Vor- und Zurückspulens, werden innerhalb der Lesung in Text und Einzelbilder umgesetzt.“ Und das soll Sex sein? Ist es. Dazu werden Bilder des Fotografen Florian Braun gezeigt, über den es an dieser Stelle bereits hieß: „Beim Betrachten seines Werkes bekommt man jedoch den Eindruck, es handle sich dabei um die Aufzeichnungen eines Entdeckers einer fernen, fremden Kultur. Seine Arrangements von Alltagsobjekten erinnern an anthropologische Sammlungen, mit deren Hilfe sich jemand um die Lüftung der Rätsel einer untergegangenen Kultur zu bemühen scheint.“ Sex in der anthropologischen Sammlung, Sex als Rätsel einer untergegangenen Kultur. Geht das auf? Geht. So gut, dass es demnächst eine Fortsetzung geben wird. Daher heißt der heutige Auftakt denn auch gleich: „Kurze Geschichten vom Sex 1“. LAB

B-Books, 21 Uhr