Boykott-Ende gefordert

Türkischer Regierungschef Erdogan will Aufhebung des Embargos gegen Nordzypern. Grenzöffnung gelobt

ISTANBUL taz ■ Bei einem eintägigen Besuch in Nordzypern forderte der türkische Regierungschef Tayyip Erdogan gestern die griechischen Nachbarn und die internationale Gemeinschaft auf, den Boykott Nordzyperns zu beenden. Erdogan lobte die Öffnung der fast dreißig Jahre geschlossenen Grenze von Nordzypern aus und drang nun auf eine Normalisierung der Situation auch durch den griechischen Süden. Er forderte die griechische Regierung in Athen und die zypriotische Regierung in Nikosia auf, ein neues Kapitel im Verhältnis zwischen der griechischen und türkischen Bevölkerung auf der Insel zu beginnen.

In seiner Rede auf einem Platz im türkischen Teil Nikosias unterstützte Erdogan die offizielle Position der Regierung Denktasch und sagte, eine politische Lösung müsse auf der Basis der Anerkennung zweier gleichberechtigter Völker und zweier Staaten gesucht werden. Bei den internen Gesprächen ging es offenbar mehr darum, die Situation auf Zypern nun durch praktische Maßnahmen zu verändern. Der Außenminister der Regierung Nordzyperns, Taksin Ertugruloglu, sagte nach Erdogans Besuch, der Annan-Plan hätte sich durch die neue Situation endgültig erledigt und eine Lösung müsse nun auf neuer Grundlage gesucht werden.

Obwohl die griechische Regierung Zyperns offiziell weiter auf ihrer Position besteht, will sie die Handelsbeschränkungen in Zukunft lockern. Außerdem sollen türkische Zyprioten nun auch mit ihren Autos in den Süden der Insel einreisen können.

JÜRGEN GOTTSCHLICH