messerwetzen im medienbetrieb
: Das deutsche Dönerbuden-Idyll

Nach Fatih Akins Berlinale-Sieg reden auch die öffentlich-rechtlichen Wertevermittler über türkischstämmige Künstler. Sie als das akzeptieren, was sie sind, wollen sie nicht: als Deutsche.

Einst standen die Türken vor Wien. Jetzt stehen die Türken vor dem Kulturbetrieb. Ihre Intention indes, so könnte man Volker Panzer und sein Nachtstudio (miss)verstehen, scheint die selbe: die feindliche Übernahme der abendländischen Kultur. „Die Döner-Connection“ nannte sich vorgestern Nacht das akademische Kamingespräch im ZDF. Und als wäre das nicht schon fatal genug, wurde noch ein Untertitel nachgeschoben, der ganz wunderbar mit dem Nachnamen des Moderators korrelierte: „Wie die Deutschtürken den Kulturbetrieb erobern“. Der Fremde, so hat es Georg Simmel einmal gesagt, ist der, der kommt und bleibt. Wer hingegen der Befremdliche ist, sollte man Volker Panzer fragen. Auch er ein studierter Soziologe.

Die vier geladenen Eroberer indes wollten nicht in den Kulturkrieg ziehen. Schauspielerin Türkiz Talay, Regisseur Fatih Akin, Schwabe Cem Ödzdemir und Rhetorik-Wizard Feridun Zaimoglu verwiesen lieber darauf, dass sie „ja nun einmal hier sind“. Dass es eben ihr Leben in Deutschland ist, das sie zum Filmen, zum Schreiben, zur Politik gebracht haben – nicht umgekehrt. Nur: Will das eine Sendung begreifen, die sich den messerwetzenden Dönerbudentürken in die Kulisse hängt? Gleich neben ein Porträt des abendländischen Denkers Niklas Luhmann.

Und so beginnt man sich zu fragen, ob ein solcher Fauxpas eines öffentlich-rechtlichen Wertevermittlers nicht mehr ist als nur Fehlgriff in eine Schublade voller Boulevardrhetorik. Ob es nicht vielleicht auch darum geht, dass manches eben dezidiert anders bleiben soll. Gute Filme darf der Türke zwar machen – als Türke allerdings, nicht als einer von uns. CLEMENS NIEDENTHAL

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