Mit fünf Kopien in die Zukunft

Regisseur Franz Müller über seinen Film „Science Fiction“, die Dreharbeiten und die Filmförderung. Heute stellt ihn der Absolvent der Kunsthochschule für Medien Köln in der „Filmpalette“ vor

INTERVIEW CHRISTIAN MEYER

taz: Herr Müller, Ihr Film „Science Fiction“ wurde größtenteils mitten im öffentlichen Kölner Leben gedreht...

Franz Müller: Zwischen Fußgängern zu drehen, war zunächst eine pragmatische Entscheidung. Statisten waren zu teuer. Normale Passanten gucken dir natürlich immer in die Kamera, das musst du irgendwie einbauen. Aber das ist der Vorteil an einer Fernsehstadt wie Köln, wo alle mit den Kameras rumrennen – da bleibt keiner mehr stehen.

Wie wurde der Film finanziert?

Für den Abschlussfilm bekam ich von der Kölner Kunsthochschule für Medien 10.000 Euro. Ich habe auch mit TV-Sendern geredet, etwa der ZDF-Redaktion „Das Kleine Fernsehspiel“, und Filmförderanstalten kontaktiert. Das scheiterte aber letztlich alles daran, dass ich so schnell drehen wollte. Wir hatten vier, fünf Monate Vorbereitungsphase und haben dann einen Monat gedreht. Es müsste doch für einen Regisseur möglich sein, jedes Jahr einen Film zu drehen. Das ist eigentlich normal – nur in Deutschland nicht!

Von der Filmförderung im Land kam dann gar kein Zuschuss?

Von der Filmstiftung NRW kam ganz am Ende ein Darlehen für die Festivalkopie zur Berlinale 2003. Das war aber unglaublich mühsam. Ein kleiner Film, der so schnell produziert wird, stört wohl inmitten der Langzeitmodelle. Aber ich weiß, dass ich mich mit meinem Film zwischen die Stühle setze. So eine Art Film gibt es in Deutschland nicht. Das ist ja kein Genre, sondern eine absurde Idee, die man versucht, dem Zuschauer ans Herz zu legen. Als in einer Zeitung in Los Angeles was über den Film stand, haben sich ohne Ende Produktionsfirmen bei mir gemeldet, die an einem Remake interessiert sind. Die Deutschen reagieren nur über diesen Umweg. Als „Re-Import“ geht‘s dann wieder.

Wie viele Zuschauer erwarten Sie?

50.000 wären toll. Aber die werden wir nicht kriegen, so wie wir den Film jetzt verleihen müssen. Wir haben ja mit allen möglichen Verleihern gesprochen, die konnten sich aber letztlich nicht durchringen. Mit den kleinen Verleihern ist das nicht einfacher: Weil der Film keine Produktionsförderung hat, ist auch die Verleihförderung nicht garantiert. Und davon lebt ein kleiner Verleih. Die habe ich jetzt nicht mal für lächerliche drei Kopien bekommen.

Die haben Sie beantragt?

Ich bin jetzt sozusagen auch mein eigener Produzent und Verleiher geworden – das wollte ich alles eigentlich gar nicht. Aber das gibt einem auch Kraft. Man denkt: O.K., wenn ihr mir drei Kopien ablehnt, dann starte ich halt mit fünf. So haben wir‘s dann auch gemacht.

Wie wurden die Kopien denn nun finanziert?

Privat. Zwei zahlen meine beiden Hauptdarsteller. Und Geissendörfer von der „Lindenstraße“ will die fünfte zahlen.

Was kostet so eine Kopie?

Nur 2.000 Euro. Das Teuerste ist die Werbung, der Presseversand, die Leute, die ich dafür einstellen muss. Die Einnahmen der ersten Kopien des Films werden dann direkt in neue Kopien gesteckt. Der Film kostet im Moment immer weiter Geld.