Revolution für Schüler

Hamburger präsentiert neue Werke zur Geschichte der DDR und will diese Jugendlichen näher bringen

Wenn er westdeutsche SchülerInnen sachte nach dem 17. Juni 1953 fragt, bekommt Jörg Berlin fast immer hilflose Unwissenheit als Antwort. Die Ereignisse, die sich bald zum fünfzigsten Mal jähren, finden im hiesigen Lehrplan Geschichte kaum Beachtung. „Auch viele Lehrer müssen erst für die DDR interessiert werden“, moniert der Hamburger Historiker mit dem hauptstädtischen Namen.

Dennoch sieht er die turbulenten Geschehnisse rund um die Ostberliner Stalinallee in dem Jahr, als ihr Namensgeber starb, als Einstieg in die Historie jenseits des Schutzwalls. Hier eröffneten sich Möglichkeiten, Schüler der neunten Klassen oder der gymnasialen Oberstufe anschaulich, multimedial und kontrovers für das Fach zu begeistern. Gestern präsentierte der Historiker vor Hamburger Lehrern die frischen Publikationen der Bundeszentrale für politische Bildung sowie etliche Internetadressen, die die Hintergründe zum Aufstand 1953 darlegen.

Kurz geschildert: Was am 16. Juni mit spontanen Arbeitsniederlegungen gegen die Erhöhung der Leistungsnorm auf Berliner Baustellen begonnen hatte erschütterte innerhalb eines Tages die gesamte DDR. In mehr als 500 Städten und Gemeinden kam es zu Demonstrationen. Erst nach dem Einsatz russischer Panzer und der Verhängung des Kriegsrechts herrschte wieder Ruhe im Land.

„Wenn Menschen sich für Demokratie einsetzen“, erklärt Jörg Berlin, „sollte dies nicht in Vergessenheit geraten.“ Christine Keilholz