FDP droht Union mit Ampelpräsident

Westerwelle trifft sich vor entscheidendem Gespräch mit der Union mit Parteispitzen von SPD und Grünen

BERLIN taz ■ FDP-Chef Guido Westerwelle hat der Union damit gedroht, mit Hilfe von SPD und Grünen einen liberalen Bewerber zum Bundespräsidenten zu wählen. Westerwelle habe „zwischenzeitlich Gespräche mit allen politischen Parteien geführt“, bestätigte ein Sprecher der FDP der taz. Unter den Gesprächspartnern sollen Grünen-Parteichef Reinhard Bütikofer sowie Kanzler Gerhard Schröder und der designierte SPD-Vorsitzende Franz Müntefering gewesen sein.

Noch am Abend wollte sich Westerwelle mit CSU-Chef Edmund Stoiber und CDU-Chefin Angela Merkel treffen, um sich auf einen gemeinsamen Kandidaten des bürgerlichen Lagers zu einigen. Die Union hatte vor dem Gespräch erhebliche Verwirrung über eine mögliche Nominierung Wolfgang Schäubles ausgelöst, der in der FDP auf Ablehnung stößt. Merkel bestritt in der „Tagesschau“, sie habe sich mit Stoiber auf Schäuble als Kandidat verständigt: „Wir haben uns nicht geeinigt.“

Auch zahlreiche FDP-Politiker lehnten Schäuble als gemeinsamen Bewerber ab. Der FDP-Abgeordnete Dirk Niebel sagte der taz, das Vorgehen der Union sei „ziemlich mies“. Die Vorbehalte in der FDP seien allerdings irrelevant: „Es ist offensichtlich, dass es in der Union Kräfte gibt, die Wolfgang Schäuble verhindern wollen.“ Niebel sagte, „es wäre schön, wenn es ein liberaler Kandidat werden würde“.

ANDREAS SPANNBAUER

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