Tod in der Menge

Unbekannter erschießt in Venezuela auf Kundgebung der Opposition zum 1. Mai einen Präsidentengegner

BUENOS AIRES taz ■ Während der 1.-Mai-Kundgebung der venezolanischen Opposition in der Hauptstadt Caracas wurde am Donnerstag ein Gewerkschafter erschossen. Mit einer Pistole bewaffnet hatte sich ein Unbekannter in die Menge der Gegner von Präsident Hugo Chávez gemischt, die sich auf einem Platz unweit des Präsidentenpalastes versammelt hatte, und drei Schüsse auf einen Anti-Chávez-Gewerkschafter abgefeuert.

Augenzeugenberichten zufolge war der Mann sofort tot. Der Schütze konnte während des Tumults, den die Schüsse ausgelöst hatten, in ein Gebäude fliehen und entkommen. Um die Menge auseinanderzutreiben, feuerte darauf die Polizei Tränengasgranaten auf die Chávez-Gegner, die sofort Steine und Flaschen in Richtung Polizei schleuderten. Mehrere Menschen wurden verletzt.

Die 1.-Mai-Demonstration war die erste Großveranstaltung der Chávez-Gegner, seitdem ihr Generalstreik gegen die Regierung im Februar in sich zusammengebrochen war. Mit den blau-rot-gelben venezolanischen Fahnen und Anti-Chávez-Transparenten waren am Donnerstag mehrere tausend Venezolaner gegen ihren Präsidenten auf die Straße gezogen. Gleichzeitig veranstalteten Chávez-Anhänger in Caracas eine Gegendemonstration. Noch immer sind die Fronten zwischen Regierung und Opposition in Venezuela verhärtet. Vergangene Woche machte Chávez überraschend einen Rückzieher, als er sich weigerte, einen Pakt mit der Opposition zu unterzeichnen, der den Weg frei gemacht hätte für ein Referendum über seine politische Zukunft. Die Opposition besteht auf einem solchen Referendum und hat den 19. August als Termin vorgeschlagen. Auch Chávez hatte dieses Datum während des mehr als zweimonatigen Generalstreiks mehrfach vorgeschlagen. Die Opposition wirft Chávez vor, die Wirtschaft des Landes zu strangulieren. INGO MALCHER