Gold in den Köpfen ausgegraben

Airbus überführt die Werke Nordenham und Varel in ein eigenes Tochterunternehmen und sichert der neuen Firma Premium Aerotec 300 Millionen Euro Investitionen zu

Die Kuh ist vom Eis: Der Airbus- Konzern wird im Rahmen des Sparkonzeptes „Power8“ seine Werke in Augsburg und in den niedersächsischen Städten Nordenham und Varel nicht verramschen, sondern nach zweijährigem Poker nach der Devise „besser statt billiger“ in eine eigene Tochterfirma, die Premium Aerotec GmbH outsourcen.

Darauf haben sich Management, Gesamtbetriebsrat sowie die IG Metall Küste verständigt. Bis 2013 gibt es für die rund 6.000 Beschäftigten eine Jobgarantie, betriebsbedingte Kündigungen und ein Weiterverkauf der Tochterfirma bis 2011 sind ausgeschlossen, eine Fremdbeteiligung bis 49,99 Prozent ist aber möglich. „Das ist ein großer Schritt zur Zukunftssicherung“, sagte Gesamtbetriebsrats-Chef Rüdiger Lütjens.

Der Flugzeugbauer sichert im Rahmen des Überleitungsvertrages zu, neben der Fortführung der Produktpalette 500 Millionen Euro bei Premium Aerotec – davon 250 Millionen im Werk Nordenham (2.500 Beschäftigten) sowie 50 Millionen in Varel (1.400 Mitarbeiter) – in ein Modul zur Entwicklung des A 350 Langfliegers sowie in den Umstieg vom Metallflugzeugbau in die Kohlefaser-Technologie zu investieren. Die Beschäftigten bringen im Gegenzug 22 Millionen Euro für Airbus auf. Jedoch nicht durch Lohnkürzungen oder unbezahlte Arbeitszeitverlängerungen, „sondern durch eine Effizienzsteigerung“, so Lütjens. „Uns ist es gelungen, den Angriff auf tarifliche und soziale Besitzständen abzuwehren.“ Alle Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen werden auf Premium Aerotec übertragen.

Diese Effizienzsteigerung könne erbracht werden, so Lütjens, indem in konzertierter Aktion Arbeitsabläufe optimiert oder Störfaktoren minimiert werden. „Das bedeutet nicht automatisch Arbeitsverdichtung“, betonte IG Metall-Bezirksleiterin Jutta Blankau. Dadurch, dass „nach der Unsicherheit jetzt Klarheit herrscht“, komme auch wieder der Prozess in Gang, indem die Belegschaft ihr Know- how einbringe. „Es ist wieder möglich, an das Gold in den Köpfen der Kollegen heranzukommen“, beteuerte Nordenham-Betriebsratschef Michael Eilers.

„Ohne den Einsatz der Belegschaften hätten wir nicht so viel erreicht“, sagte Blankau. Mit Premium Aerotec blicke man zuversichtlich in die Zukunft, ergänzte Lütjens, „langfristig hat die Branche eine hervorragende Perspektive“. KAI VON APPEN