Malle mal anders

Das Theaterforum für zeitgenössische Dramatik stellt am Wochenende ein Land vor: Spanien

Das spanische Theater der Gegenwart: Sie wissen mal wieder von nichts? Kein Problem, ab morgen können sich alle einen Rundum-Überblick verschaffen. Dann nämlich startet zum zweiten Mal das europäische Forum für zeitgenössische Dramatik, und nachdem vor zwei Jahren Frankreich zu Gast war, wird jetzt die spanische Theaterlandschaft präsentiert.

Am Freitag feiert zur Eröffnung Josep M. Benets „Slips“ unter der Regie von Jasper Brandis seine Deutschland-Premiere: eine „witzige Splatterkomödie, die mit allen Mitteln spielt, die das Theater hergibt.“ Die Hommage an die spanischen daily soaps (telenovelas) ist das einzige deutschsprachige Stück des Festivals und eine zitatreiche Groteske der spanischen Lebensverhältnisse und Gepflogenheiten wie des „Mit-30-noch-zu-Hause-Wohnens“. Spleens, die wir Deutschen gerne hätten. Anstelle anderer Ticks, versteht sich. Übrigens sind wir die Europameister in der Connaisseurdisziplin des Nachmittagsschlafes. Was es statt der Siesta von Spanien zu lernen gibt, ist ein ironisch-plakativer Umgang mit der eigenen Kultur. Abseits von Alleinvertretungsansprüchen bietet gerade „Slips“ einen freieren Blick an. Beispielsweise auf die familiären Verhältnisse, die hier schonungslos mit all ihren double-binds, Minderwertigkeitsgefühlen und Schuldkomplexen vorgeführt werden. Die sind heute in den telenovelas zuhause. Man soll aber mal so richtig lachen: auch und gerade über sich selbst. Anders bei den traumatischen Familiengewalterfahrungen in Angélica Liddells „Lesiones incompatibles con la vida“ („Verletzungen, unvereinbar mit dem Leben“), die am Samstagabend von der Autorin persönlich vorgestellt werden.

Desweiteren stehen szenische Lesungen mehrerer GastautorInnen ebenso auf dem Programm wie ein klärendes Podiumsgespräch über Spaniens Theater, mit illustrer Gästeschar, namentlich allen beteiligten Autoren und Regisseure sowie diverse Expertinnen und Experten.

Den Abschluss des Festivals am Sonntagabend bestreitet Rodrigo Garcia mit der Inszenierung eines eigenen Stückes. Es trägt den schönen Titel: „Compré una pala en Ikea para cavar mi tumba“ („Ich habe einen Spaten bei Ikea gekauft, um mein Grab zu schaufeln“). Robert Best

Im Schauspielhaus, Concordia und moks. Karten und weitere Infos unter: ☎ (04 21) 365 33 33