Pffft, quietsch, träum

Das Oldenburger Theater Wrede lässt die „Luftballonverkäufer“ von Roberto Frabatti wettstreiten – zum Beispiel auf der „Wolke der verlorenen Sachen“

Wohin fliegen sie, wenn sie abheben? Und warum fliegen sie weg? Sind sie es etwa leid angebunden zu werden, diese bunten luftgefüllten Gummisäckchen? „Der Luftballonverkäufer“ geht diesen wichtigen Fragen nach. Das Kinderstück von Roberto Frabatti (Italien) wird vom Oldenburger Theater Wrede als deutsche Erstaufführung gespielt.

Und es ist, in der Inszenierung von Elisabeth Bode, nebenbei eine Reise in die Klangwelt des Alltäglichen. Die aufgeblasenen Gummidinger lassen einen Furz, wenn man sie unverknotet loslässt: Pfffft...leer. Oder Winfried Wrede entlockt dem Ballon leise Quietscher, lässt die Musik vorsichtig entweichen. Und dann antwortet irgendwo ein anderer Ballon.

Die Geschichte beginnt leise. Eine Geschichte über den Wettstreit zwischen Alberto, Luftballonverkäufer, und Roberto, ebenfalls Luftballonverkäufer. Marga Koop und Winfried Wrede lassen in ihrem Spiel einfachen Gegenständen ihre kindlich magische Bedeutung, sie werden zu Subjekten. Können die Steine, die die Ballons am Boden festhalten, sprechen? Oder träumen? Auf jeden Fall kann man mit ihnen eine Band aufmachen: Winfried Wrede lotet die Klangqualitäten der Steine aus, das Kennerpublikum – zwischen drei und acht Jahren alt – wippt zum bassigen Stone-Groove.

Und Alberto, der übereifrige Luftballonverkäufer, hat die freien Ballons an seinen Körper gebunden. Er hebt ab, fliegt auf eine Wolke, dorthin, wo die verlorenen Sachen wohnen. Dort trifft er all die entschwebten Luftballons: Den Allerersten, den er aufblies, als er noch ein kleiner Junge war, und auch den Allerbuntesten.

Ein tröstliches Stück darüber, dass alles, was weggeht, noch da ist. Und davon, dass alle ebenso frei sind wie ein Luftballon und hinschweben, wo sie wollen. Und ein Stück, das zeigt, wie gutes Kindertheater gelingt: Indem keine dollen Geschichten inszeniert, sondern mit einfachen Mitteln die magischen Kanäle kindlicher Fantasie durchflogen werden. Denn da ist ein Stein eben kein Stein: Er kann singen und mindestens träumen.

Marijke Gerwin

Theater Wrede in der Oldenburger Theaterfabrik Rosenstraße. Heute und morgen um 10 Uhr, Freitag 16 Uhr. Weitere Termine: ☎ (0441) 957 20 22