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Das alles eingemeindende Konglomerat aus Kunstverein und Kampnagel „Wir nennen es Hamburg“ verspricht ein Aufzeigen der Vielfältigkeiten der Hamburger Subkultur, verharrt dabei aber im tumben Lokalpatriotismus. Ob die VeranstalterInnen des Club Hämbülee, die sich offenbar in eine Tradition linken Agit-Props einschreiben wollen, die KünstlerInnen diesmal darüber aufgeklärt haben, in welchem Rahmen ihr Konzert steht? Bei vorherigen Veranstaltungen schien das nämlich versäumt worden zu sein. Musikalisch wird es in jedem Fall ein hochinteressanter Abend, beginnend mit einer der seltenen Möglichkeiten Ditterich von Euler-Donnersberg beizuwohnen. Der Experimentalmusiker konzentriert sich auf elektroakustische Untersuchungen zu Klanggebilden und zeichnet sich darin durch sehr detailreiches und manifestes Vorgehen aus. Ebenfalls zu hören ist der „Jean-Jacques Perrey des Amiga-Sounds“ Candie Hank alias Patric Catani. Der war schon mit 16 gefeierter Gabba-DJ und im Grunde der Erfinder des Breakcore in Deutschland. Als Candie Hank spannt er ein aus mitunter bizarren Samples gesponnenes Seil zwischen Dancefloor und Russendisko. Do, 27. 11., 22 Uhr, Kampnagel (KMH), Jarrestraße 20 Ebenfalls im Rahmen der Hamburger Klangwerktage ist einen Tag später Cellomachine zu hören. Ulrich Maiss aka Cellectric spielt Cello und Live-Elektronik und zwar eine aufs Cello übertragene Solo-Version von Lou Reeds Noise-Stück „Metal Machine Music“. Dessen Gitarrenfeedbackschleifen wurde 2002 von dem Berliner Ensemble „Zeitkratzer“ transkribiert und mit klassischen akustischen Instrumenten in Zusammenarbeit mit Reed selbst aufgeführt. Cellectric, auch ein Mitglied des Ensembles, führt diese Version nun wieder zurück auf sein Instrument. Fr, 28. 11., 21 Uhr, Kampnagel (KMH) Nur einen Abend später kommt mit The (International) Noise Conspiracy eine Rockband mit deutlichem marxistischem Einschlag in die Stadt. Dabei bauen T(I)NC eher auf Parolen und Pamphlete. Dass sie sich einer kommerziellen Verwertbarkeit nicht verweigern, rief spätestens nach Erscheinen von „Survival Sickness“ 2000 das Feuilleton auf den Plan und spaltet seitdem die poplinken Gemüter. Ob sich die Geräusch-Verschwörung die Frische und Unverfrorenheit ihres Revolutions-Chics bewahren konnten oder ob mittlerweile andere Strategien gegen den Kapitalismus aufgefahren werden und ob diese sich überhaupt als tauglich erweisen? Antworten gibt es am Sonntagabend im Uebel & Gefährlich. So, 30. 11., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66 KERSTIN SCHROEDINGER