Wuselgetier beim Einchecken

Holzscheiben und Schilfhalme: Ein liebevoll gehegter Insektenbestand gehört in jeden Garten. Der Naturschutzbund gibt Tipps für das friedfertige Zusammenleben von Mensch, Hummel und Käfer

von CHRISTINE KEILHOLZ

Eigentlich sind schwirrende Insektenhorden eher unliebsame Erscheinungen im heimischen Kleingarten. Garstige Biester, die einen beim Rumliegen auf der Wiese nerven, beim Gartenfrühstück auf dem Kuchen landen und schmerzende Pusteln hinterlassen.

Landläufig werden fette Hummeln, hässliche Käfer und freche Mücken von Tierliebe und -schutz schändlichst ausgegrenzt. Unverantwortlich findet dies Manfred Prügel vom Naturschutzbund, der als Biologe besonders zu Beginn der warmen Jahreszeit heftig Imagepflege für das Gewusel betreibt. Als Getier ohne nettes Aussehen und Kuschelqualitäten hätten es die so genannten Hautflügler ohnehin schwer genug. Diese sind nach Käfern und Schmetterlingen die drittgrößte Insektengruppe der Welt. Von den mehr als tausend Arten, die sich in bundesdeutschen Gartensparten tummeln, sind die meisten friedfertig und harmlos. Sie sind also ebensowenig nachteilig für Mensch wie für dessen Obstbestände. Und sie werden vom Kleingärtner als gründliche Schädlingsbekämpfer geschätzt.

Tierliebe beginnt eben ganz klein. „Ein reiches Insektenleben ist Teil des Ökosystems Garten“, findet auch Biologe Prügel und rät daher pünktlich zum Saisonbeginn zum Bau von geeigneten Nisthilfen für „solitär“ lebende Bienen und Wespenarten.

„Der Naturfreund hängt sich eher Meisenkästen als Insektenhotels in den Vorgarten“, bedauert der Biologe. Ein Grund dafür könnte sein, dass die im Handel erhältlichen Konstrukte weder kostengünstig sind (35 Euro) noch optisch viel hermachen. Eine Insektennistwand besteht aus einem durchlöcherten Ton-Lehm-Block und Schilfhalmen und wird an der Wand oder am Baumstamm arrangiert.

Variantenreiche Alternativen bietet der Selbstbau. Ein opulent ausgestaltetes Hotel in schöner Lage dient nicht nur Bienen, Wespen und Hummeln als lauschiges Sommerquartier, sondern ist auch der Hingucker in jedem ökologisch ausgerichteten Garten. Komponenten wie Rohholz, Weidengeflecht, Ziegel und Zweige bieten den Gästen isolierte Behaglichkeit und ideale Bedingungen zum Gängegraben und Eierablegen. Weniger kreative Geister können aber auch einfach mit einer durchbohrten Baumscheibe oder einem Bündel Schilfhalme zum Insektenschutz beitragen.

Ideale Location für ein gastliches Quartier ist ein sonniges Plätzchen im Warmen mit guter Grünanbindung, damit Wespen, Bienen und andere Schwärmer auch bereitwillig einchecken. Auch Hauswände, Bäume oder Balkone bieten sich an. Letzteres setze nach Worten Prügels allerdings ein hohes Maß an nervlicher Belastbarkeit von menschlicher Seite her voraus.

Auch den hübscheren Gartenwuslern kann mit einfachen Mitteln ein Zuhause verschafft werden. In einer geschickt angelegten Staudenrabatte, wo klassische Gartenpflanzen mit Wildstauden kombiniert werden, können sich grazile Schmetterlinge von Frühjahr bis Herbst prächtig druchfressen.

Informationen, Anleitung sowie umfassende Bauberatung gibt es in der Geschäftsstelle des Naturschutzbundes, Habichtstraße 125.