Börse unter Druck

Nach Betrügereien durch Aktienhändler wollen Kritiker die Vormachtstellung der New Yorker Börse knacken

NEW YORK taz ■ „Ein veraltetes Monopol, das sich auf verstaubten Relikten alter Regeln ausruht“ – so beschreibt Richard Baker den New Yorker Börse (NYSE) in einem Brief an die Securities & Exchange Commission. Der Vorsitzende des Unterausschusses für Kapitalmärkte im amerikanischen Kongress hat sich zum größten Kritiker des wichtigsten Aktienmarkts der Welt entwickelt, seit die Händler bei schweren Betrügereien erwischt wurden. Jetzt will der Republikaner aus Louisiana ein Reformpaket durchsetzen, das der Monopolstellung der New Yorker Börse ein Ende bereiten soll.

Am vergangenen Freitag traf er sich mit Rivalen und Vertretern des mehr als 200 Jahre alten Aktienmarkts in New York. Im Mittelpunkt der Diskussion: die Abschaffung einer 30 Jahre alten Regel, unter der ein Großteil des Aktienhandels auf dem Parkett der NYSE abgewickelt werden muss. Für die NYSE steht einiges auf dem Spiel. Immerhin werden 80 Prozent des Handelsvolumen ihrer Aktien auf ihrem Handelsparkett abgewickelt. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern, findet John Thain, der die Leitung der Börse vor fünf Wochen übernommen hat. Während sich die Politiker über die Zukunft der NYSE die Haare raufen, wird Thain alles tun, um ihren Prestigeverlust wettzumachen. Um Washington auf seine Seite zu kriegen, hat er gerade Kathleen Shanahan angeheuert. Die Beraterin war schon für Vizepräsident Dick Cheney tätig.

H. WIPPERFÜRTH